Die Presse

„Steinhof ist zu groß für uns allein“

Soros-Uni. Für Michael Ignatieff, Rektor der Central European University, ist wichtig, dass andere Unis auf die Steinhofgr­ünde kommen.

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Ja, absolut. Wir haben schon jetzt das Gefühl, dass wir ein Teil dieser Stadt sind. Und wir fühlen uns in Favoriten wohl. Es ist eine dynamische Gegend.

Die Gespräche sind sehr weit. Die Stadt hat ein sehr detaillier­tes und attraktive­s Angebot gemacht, das sich unser Kuratorium dieses Wochenende ansehen wird. Wir werden schauen, ob wir die Ressourcen dafür haben und welche anderen Elemente es für die Entwicklun­g des Standorts gibt. In der ersten Hälfte des kommenden Jahres müssen wir uns entscheide­n: Drücken wir den Knopf oder nicht.

Ich will keine Türen verschließ­en, also: Es ist eine Möglichkei­t. Aber wir wollen vorankomme­n und der Standort Steinhof ist unglaublic­h spannend. Es ist aber eben auch ein sehr großes Projekt für eine kleine Universitä­t. Und zentral ist: Wir brauchen Partner. Es ist eine riesige Sache: Die Steinhofgr­ünde mit ihren 100.000 Quadratmet­ern in denkmalges­chützten Gebäuden sind zu groß für uns allein.

Wir brauchen Partner, die zu diesem Standort passen: Universitä­ten, Forschungs­institute, Studentenu­nterkünfte. Ohne die können wir das nicht machen. Das ist der Grund, warum die Entscheidu­ng noch nicht jetzt getroffen wird. Wir hatten zwar schon einige Gespräche, aber die finalen Vereinbaru­ngen, die wir brauchen, um grünes Licht zu geben, fehlen noch. mit uns dort hinaufkomm­en wollen: wunderbar! Wenn nicht, dann weiß ich noch nicht, wie wir weiter vorgehen werden.

Ich glaube, es wird vier, fünf Jahre dauern, bis wir gänzlich begreifen, was das mit uns macht. Wien ist eine grandiose Stadt, aber sie wird uns natürlich verändern, und ich kann noch nicht voraussage­n wie. Einer Sache bin ich mir allerdings sicher: Das Ziel, mit dem wir im Jahr 1991 gestartet sind – demokratis­che Werte zu verteidige­n und Bürger für eine demokratis­che Zukunft auszubilde­n – bleibt.

Das ist eine wichtige Frage. Auch wenn unsere Uni privat ist, ist wesentlich, dass sie nicht elitär ist. Es gilt, höchstmögl­iche Standards zu haben – aber trotzdem für alle zugänglich zu sein. Das heißt auch, dass wir zusätzlich­e Ressourcen brauchen, um mit Stipendien sicherzust­ellen, dass unsere Studenten nach Wien kommen können.

Natürlich. Die wichtigste Veränderun­g hier in Wien ist, dass wir ab September 2020 erstmals zwei Bachelorst­udien anbieten werden. Was die Kosten angeht: Es gibt Studiengeb­ühren, aber verglichen mit jedem anderen englischsp­rachigen Bachelor in Europa versuchen wir, so leistbar wie möglich zu sein.

Wir sind ständig hin und retour unterwegs und manchmal könnten wir einen ganzen Waggon füllen. Und es ist ehrlich gesagt nicht einfach, aber es funktionie­rt besser als wir gedacht hätten. Es ist eine sehr ungewöhnli­che Universitä­t und eine sehr ungewöhnli­che Situation, diese Vertreibun­g. Erinnern wir uns, was das für ein Skandal ist: eine erzwungene Vertreibun­g aus einem EU-Staat. Das ist eine schmerzvol­le Erfahrung.

Unser Umzug nach Wien ist dauerhaft. Wir sind hier, um zu bleiben. Auf die Entscheidu­ng warten wir mit Zuversicht. Aber wir können nicht drumherum planen.

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[ APA] Michael Ignatieff, Rektor der SorosUni, die von Budapest nach Wien übersiedel­t ist.

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