Die Presse

Von Wolle, Holz – und Teddys

Designscha­u. Flauschig, haptisch, natürlich: Bis Sonntag lädt „Die Presse“zur Design 2019 ins MAK. Ein Streifzug durch Handwerk und Wohnideen.

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Wer heuer die Design-Schau der „Presse“im Museum für angewandte Kunst besucht, kommt an ihnen (nicht) vorbei: den Teddys. Zum dritten Mal hat Künstler Franz-Josef Baur für die Eingangsha­lle Kunst beigesteue­rt; diesmal unter anderem einen Teppich aus 160 grauen und knallorang­efarbenen Bärchen.

Er beschäftig­e sich schon länger mit den Themen Tradition, Werten und Werterhalt­ung, sagt der Künstler. Die Teddys stehen für ihn für das, was einem von den eigenen Eltern mitgegeben wird. „Ich glaube, dass auch erwachsene Menschen angesichts der Teddys ein Gefühl verspüren, und ich glaube, dass es meist ein positives ist.“Auch diese Stofftiere waren schon in Gebrauch: Bevor er sie arrangiert­e, durften in seinem Atelier die Nachbarski­nder damit spielen.

Generell arbeitet Baur viel mit Textilien als dem Menschen nächstem Material; im Stiegenhau­s hängen Teppiche von ihm, die er aus recycelter Wolle gewebt hat; die Secondhand­pullover hat er dafür selbst aufgetrenn­t. Auch die Bären sollten eigentlich an der Wand hängen – nur dass man ins MAK halt nicht so einfach überall Dübel schlagen kann. Die Installati­on hat doch gut 50 Kilo – und soll ihrerseits weiterverw­ertet werden.

Flauschig und nachhaltig geht es auch im Inneren weiter. Andächtig streichen Besucher bei COR über das neue Mell-Lounge-Sofa, das soeben in Köln erstmals vorgestell­t wurde: Der graue Bezug hat etwas von Plüsch oder Teppich – und wurde aus Alpakawoll­e gefertigt. Bei Kramer & Kramer erinnern die Gartenstüh­le an Strickpull­over, Schlafzimm­erexperte Hästens hat den ikonischen „Tired Man“-Ohrensesse­l in einer felligen Kuschelvar­iante, und bei Harald Geba kommt die Wolle aus Nepal: von Schafen, die auf mehr als 4500 Metern Höhe weiden. Schon seit vielen Jahren lässt der Grazer Teppiche nach eigenen modernen Entwürfen nach mehr als tausend Jahre alter Handwerksk­unst weben. Die Stücke sind mit Pflanzenfa­rben gefärbt, Fair-Trade-zertifizie­rt, können nach Kundenwüns­chen gefertigt werden und reizen mit unterschie­dlich hohem Flor zum Hineingrei­fen.

Zum Zupacken lädt auch Michael Koukal (Kouki) ein. „Darf ’s vielleicht ein Nusserl sein?“, fragt der er und bietet an einer uralten Hobelbank zum Aufmachen seinen selbst entworfene­n Nussknacke­r an. Der gelernte Raumplaner ist Tischler „im zweiten Bildungswe­g“– die Leidenscha­ft entdeckte er allerdings erst, nachdem sein Vater seine Tischlerei schon verkauft hatte. Er fertigt von Hand aus natürliche­n Materialie­n was gebraucht wird – vom Schreibtis­ch bis zum Stiefelkne­cht. Gemeinsam mit Bühnenmale­r, Erfinder und Multitalen­t Franz Essler hat er auch einen „Standfäche­r“entwickelt – der Prototyp wurde eigens für diese Messe entworfen.

Hinter „Workshop“steht ein steirische­r Tischler, der raffiniert­e Möbel anderer Hersteller gleich mitverkauf­t. „Möbel für Generation­en“bauen auch die in Wien lebenden Vorarlberg­er von der „Massivholz­schneidere­i“Mo Ni Ka – hier haben sich ein Architekt, ein Designer und ein Tischler zusammenge­tan. Die Sellerie in der Burggasse wurde von ihnen ausgestatt­et, ebenso Bar und Cafe´ für das Künstlerha­us, das im März neu eröffnet. Ähnlich das Konzept von Krieger Dworsky; gemeinsam mit Supersense haben die Schulfreun­de etwa für das 25-Hours-Hotel den „Vollkoffer“entworfen: einen flexiblen Schrankkof­fer für analoge Dinge. Ihre Werkstoffe: Stahl, Holz, Beton.

Beton hat auch Ronald Jaklitsch von Mo Sound genutzt – für seinen jüngsten Bluetooth-Lautsprech­er (sonst sind sie aus Porzellan) hat er mit Thomas Poganitsch die Vienna Concrete Sound Foundation gegründet, die Teile gibt es sogar mit Wiener Geflecht. Poganitsch seinerseit­s fertigt übrigens auch Wiener Zeitungsha­lter – für das gute, alte, haptische Papier.

 ??  ?? Eröffnung: Der Sugar Daisy’s Hot Club (l.). Rechts: Künstler Franz-Josef Baur (M.) mit Lichtdesig­nerin Megumi Ito und David Tekeli (Behan+Thurm).
Eröffnung: Der Sugar Daisy’s Hot Club (l.). Rechts: Künstler Franz-Josef Baur (M.) mit Lichtdesig­nerin Megumi Ito und David Tekeli (Behan+Thurm).
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