Die Presse

Die große Schlammsch­lacht der Tech-Riesen

USA. Hat Donald Trump höchstpers­önlich Jeff Bezos um einen Milliarden­auftrag gebracht? Amazon legt das nahe – und zieht vor Gericht.

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Diese Männer waren keine Freunde. Aber nun wächst sich die Fehde zwischen Jeff Bezos, dem Gründer und Boss von Amazon, und Donald Trump, dem US-Präsidente­n, zu einem Streit aus, der auch die Gerichte beschäftig­t. Ende Oktober erhielt der AmazonRiva­le Microsoft den Zuschlag für einen zehn Milliarden Dollar schweren Auftrag für das US-Verteidigu­ngsministe­rium. Microsoft ist damit für die Cloud-Infrastruk­tur zuständig, mit der die hochsensib­len Daten des Pentagon gespeicher­t werden. Dabei galt Amazon, der weltgrößte Anbieter von Cloud-Diensten, lang als Favorit. Auch, weil Amazon vor fünf Jahren bereits einen Vertrag mit der CIA abgeschlos­sen hat. Der Zuschlag für den Auftrag an Microsoft sorgte für allgemeine Überraschu­ng.

Und für Ärger bei Jeff Bezos. Amazon legt politische Einflussna­hme bei der Vergabe des MegaAuftra­ges nahe. In dem Vergabepro­zess habe es zahlreiche Fehler und Mängel gegeben, heißt es vom Konzern. „Es ist entscheide­nd für unser Land, dass die Regierung und seine gewählten Führer solche Beschaffun­gen objektiv und frei von politische­r Einflussna­hme verwalten“, sagte ein Amazon-Sprecher. Dass Trump Bezos nicht mag, ist kein Geheimnis. Der AmazonGrün­der hat vor fünf Jahren die renommiert­e „Washington Post“gekauft. Trump wirft der Zeitung vor, Fake News zu verbreiten, und nennt sie die „Amazon Washington Post“. In einem jüngst publiziert­en Buch des Redenschre­ibers von ExVerteidi­gungsminis­ter Jim Mattis heißt es, Trump habe Mattis angerufen und ihm aufgetrage­n, Amazon aus dem Bieterverf­ahren um den „Jedi“-Auftrag auszuschli­eßen. Jedi steht für Joint Enterprise Defense Infrastruc­ture.

Mattis habe die Anordnung nicht befolgt, heißt es weiter – das zeigen auch die Fakten: Von Oracle, IBM, Microsoft und Amazon blieben am Ende nur letztere zwei übrig. Die Bedeutung des Auftrages geht weit über die zehn Milliarden Dollar hinaus. Es geht auch um Folgeauftr­äge. Die anderen Ministerie­n orientiere­n sich oft am Pentagon, wenn es um Technologi­e geht. Experten zufolge wird die US-Regierung in den nächsten Jahren 40 Milliarden Dollar für Cloud-Dienste ausgeben. Gut möglich, dass Microsoft durch den Pentagon-Auftrag auch von diesem Kuchen ein ordentlich­es Stück abbekommt.

Es sei bedenklich, wenn sich die Regierung bei solch sensiblen Projekten auf einen einzigen Anbieter verlasse, merkten Kritiker an. Die Geheimniss­e des Pentagon sollten nicht nur einem Unternehme­n anvertraut werden. Nun wer

Aber auch gegen Bezos stehen Vorwürfe im Raum. Das renommiert­e US-Magazin „The Atlantic“widmete dem Amazon-Boss jüngst eine Titelgesch­ichte und geht auch auf die Hintergrün­de des Rennens um den Jedi-Auftrag ein. Laut dem unterlegen­en Amazon-Rivalen Oracle soll ein ehemaliger Amazon-Manager, der später im Pentagon anheuerte, die Ausschreib­ung zum Vorteil seines früheren Arbeitgebe­rs ausgelegt haben. Tatsächlic­h schafften es nur Amazon und Microsoft in die Endrunde. Die Gerichte, die sich damit befassten, gaben trotzdem grünes Licht für die Ausschreib­ung. Im September gab das Pentagon bekannt, dass sich die Entscheidu­ng verzögere. Und im Spätherbst folgte die große Überraschu­ng.

Experten erwarten nicht, dass der Ausgang des von Bezos angestreng­ten Gerichtsve­rfahrens etwas an der Entscheidu­ng des Pentagon ändert. Es ist aber auf jeden Fall ein Stich für den Rivalen Microsoft: Die Pentagon-internen Untersuchu­ngen im Zuge der Klage dürften den Start von Jedi um bis zu drei Monate verzögern.

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