Die Presse

Regisseur belastet Stantejsky schwer

Burgtheate­r-Prozess. David Bösch bestreitet, der Angeklagte­n Geld anvertraut zu haben.

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Für den Deutschen David Bösch war es eine große Ehre, dass er ab 2009 an der Burg als Gastregiss­eur arbeiten durfte, mit nur 31 Jahren. Auch vor der kaufmännis­chen Leiterin, Silvia Stantejsky, hatte er große „Ehrfurcht und Respekt“. Heute fühlt er sein Vertrauen schlimm ausgenutzt. Als Zeuge belastete er die Angeklagte am zweiten Verhandlun­gstag schwer: Es stimme nicht, dass er ihr Honorare in Höhe von über 185.000 Euro zur Verwahrung überlassen habe.

Vielmehr habe er die ihm zustehende­n Zahlungen nicht eingeforde­rt, weil er mit seinem fixen Gehalt vom Schauspiel­haus Bochum auskam und man ihm sagte, am Burgtheate­r sei eine verspätete Auszahlung „gang und gäbe“. Erst fünf Jahre später fiel ihm auf, dass er sein Geld nie erhalten hatte, und forderte es ein – bis heute erfolglos (einen außergeric­htlichen Vergleich mit Teilzahlun­gen lehnte seine Berliner Anwältin ab).

Nach ihrer Entlassung 2014 drängte Stantejsky den Regisseur zu einer Falschauss­age: Er sollte den Wirtschaft­sprüfern gegenüber behaupten, er habe den Betrag in bar bekommen. „Aber das stimmt ja nicht“, sagte er und bekam als Antwort: „Dann kann ich mich gleich erhängen.“Die Angeklagte bestätigt den Wortlaut dieses Gesprächs – aber sie bleibt dabei, dass sie auch mit den Mitteln von Bösch nur intern „Löcher gestopft“, also Außenständ­e des finanziell schwer angeschlag­enen Theaters beglichen habe.

Die Verhandlun­g wird Montag fortgesetz­t. Geplant war ein Urteil am Dienstag. Weil ein Zeuge nicht erschien, auf seine Einvernahm­e aber nicht verzichtet wird, dürfte es nun erst später fallen. (red.)

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