Eine Kreuzfahrt für Verweigerer
wähnt man sich, wie bei jedem Essen im prunkvollen Schiffsbauch, in eine andere Zeit versetzt. Wer will, wechselt danach auf den „Dorfplatz“, an die Tropical Bar, wo einen dann mitunter doch das Kreuzfahrtleben einholt, wenn etwa die Crew zur „Talents Night“antritt.
Viele der beflissenen Servicekräfte stammen aus Südostasien, die Matrosen sind oftmals Inder. Sie steigen höflich über einen hinweg, wenn man es sich tagsüber auf dem Sonnendeck bequem gemacht hat, während sie ihrer Arbeit nachgehen. Denn ja: Wenn der Wind passt, wird gesegelt, man merkt es daran, dass sich das Schiff leicht zur Seite neigt. Auch auf den Mast kann man klettern oder ins Netz ganz vorn am Bug.
Zurück an der Coteˆ d’Azur warten das malerische Lavandou mit seinem „Weg der Maler“entlang der Küste und Sanary, die einstige Zufluchtstätte von Feuchtwanger, Werfel, Mann und Brecht. Oder Saint-Tropez, wo man Superjachten bestaunen oder sich am Strand von Pampelonne im Club 55 beim „Panier de crudites“,´ rohem Gemüse mit Ancho¨ıade, wie Brigitte Bardot oder Pamela Rendi-Wagner fühlen kann. Und wenn man dann am Strand steht und beobachtet, wie andere das schöne Segelschiff draußen auf dem Meer bewundern, macht sich fast so etwas Ähnliches wie Besitzerstolz breit.
Am Ende fällt es dann auch den Skeptikern schwer, den schönsten Moment festzumachen. War er an Land? Oder doch kurz vor fünf Uhr morgens, als die Sonne in leuchtendem Pink aus dem Wasser stieg? Oder an jenem stillen Nachmittag vorn allein am Bug, als das Schiff dahinglitt wie über silbernes Öl?
Wer mit der Royal Clipper das westliche Mittelmeer erkunden will, tut jedenfalls gut daran, früh zu buchen – für 2021. Insgesamt sind drei StarClippers-Schiffe auf den Weltmeeren unterwegs – und Nachschub kommt: Mikael Krafft, segelverrückter Schwede und Gründer der monegassischen Reederei, hat ein viertes Schiff in Auftrag gegeben. 160 Meter lang, soll es demnächst in Split vom Stapel laufen. Da kann der Russe dann wieder einpacken.