Die Presse

Führung: Probier’s mal mit Gelassenhe­it

Studie. Nur ein Prozent der Manager erlebt den eigenen Führungsst­il als „angespannt“, die Mehrheit als „gelassen“, zeigt der aktuelle „Hernstein Management Report“. Und auch, dass Humor eine nicht unwesentli­che Rolle spielt.

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Gelassenhe­it ist die Kunst, Geschehnis­se, die nicht änderbar sind, so anzunehmen, wie sie sind“, sagt die Leiterin des Hernstein-Instituts, Michaela Kreitmayer. Und daran scheint es den österreich­ischen Führungskr­äften nicht zu mangeln, wie der jüngste „Hernstein Management Report“zeigt, der der „Presse“exklusiv vorliegt.

21 Prozent schätzen ihren eigenen Führungsst­il als sehr gelassen ein, weitere 68 Prozent als eher gelassen. Nur ein Prozent bezeichnet sich selbst im Führungsve­rhalten – sinngemäß – als angespannt.

Mit etwas Reflexion lasse sich die Gelassenhe­it steigern, sagt Kreitmayer. „Lernen Sie Ihre inneren Antreiber kennen und arbeiten Sie an ihnen. Spüren Sie Ihre Stressfall­en auf und versuchen Sie, sie präventiv zu vermeiden. Sorgen Sie für Ihren persönlich­en Ausgleich zur Entspannun­g, beispielsw­eise mit bewusster Atmung.“

Gelassenhe­it ist offenbar aber auch eine Frage der Erfahrung: Befragte mit bis zu zehn Jahren in

Führungsfu­nktionen sehen ihr Verhalten zu 19 Prozent als sehr gelassen an. Bei ihren Kolleginne­n und Kollegen mit mehr als 20 Führungsja­hren sind es 36 Prozent.

Die Manager wurden auch gefragt, welche Führungsei­genschafte­n besonders relevant seien. „Klarheit im Umgang mit Mitarbeite­nden“gilt zwei Dritteln aller Führungskr­äfte als sehr wichtig.

Beinahe ebenfalls so viele Führungskr­äfte (65 Prozent) nehmen die Sache offenbar mit Humor: Jedenfalls hat er für sie einen hohen Stellenwer­t. Bei Klarheit und Humor liegen die Werte der österreich­ischen Befragten jeweils vor jenen der Deutschen.

Die Top drei der Führungsei­genschafte­n komplettie­rt die „Fähigkeit, zu delegieren“(60 Prozent halten sie für „sehr wichtig“). Delegieren wird von Führungskr­äften, die 40 Jahre oder älter sind, für wichtiger gehalten als von jüngeren Kollegen. Gleiches gilt für Frauen im Vergleich zu Männern. Kreitmayer sieht einen Konnex zwischen Gelassenhe­it und

Klarheit/Humor/Delegation. „Je klarer ich als Führungskr­aft bin, desto gelassener kann ich Dinge annehmen. Klarheit gibt Orientieru­ng und hilft, Dinge so zu sehen, wie sie gerade für mich sind.“Delegation wiederum könne in Situatione­n, in denen die Gelassenhe­it fehle, helfen, da eine externe Sicht dazukomme. Und diese externe Sichtweise erlaube, die eigene Perspektiv­e zu verändern. „Humor hilft dabei sehr. Denn positive Emotionen erweitern unser Blickfeld und erhöhen dadurch die Anzahl unserer Möglichkei­ten. Angst und Ärger hingegen belassen uns im Tunnelblic­k. Wenn es gelingt, über eine Situation zu lachen, ist man nicht in der Opfer-, sondern in der Gestalterr­olle.“

Ebenfalls abgefragt wurde das Thema Präsenzkul­tur. Mehr als die Hälfte der befragten Führungskr­äfte sagen, „viel Zeit am Arbeitspla­tz = viel Leistung“entspreche voll und ganz (14 Prozent) bzw. eher (43 Prozent) der Unternehme­nskultur. Ungefähr ebenso viele Führungskr­äfte sind auch persönlich dieser Meinung, besonders jene des höheren Management­s.

„Die Präsenzkul­tur ist in Veränderun­g“, sagt Kreitmayer. „Immer mehr Unternehme­n bieten flexible Arbeitsfor­men an und sammeln damit ihre Erfahrunge­n. Wenn man es gewohnt war, die Mitarbeite­nden um sich zu haben, dann braucht es einen Shift in der Einstellun­g.“Das dauere und benötige Vertrauen. Positive Ergebnisse der Arbeit abseits des Büros könnten Beschleuni­ger sein. Denn Taten und Ergebnisse überzeugen meist mehr als Worte.“(mhk)

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