Die Presse

Werner Kogler: Ja zu Casinos-U-Ausschuss?

Werner Kogler. Es werde bei Postenbese­tzungen künftig keine „Gegendeals“geben, so der Grünen-Chef. Die CasinoCaus­a könnte zu mehr Macht für den Rechnungsh­of führen.

- VON ULRIKE WEISER

Die Regierungs­verhandlun­gen beginnen im Schatten türkis-blauer Altlasten – Stichwort: Casinos, BVT. Norbert Hofer und auch Sebastian Kurz sagen, sie hätten vom Postenscha­cher bei den Casinos und vom zweifelhaf­ten Umgang mit dem BVT nichts gewusst. Glauben Sie das?

Werner Kogler: Das wird sich alles weisen. Das spielt jetzt in den Verhandlun­gen keine Rolle. Wir werden danach trachten, dass die parlamenta­rischen Instrument­e, die angedacht wurden, gezogen werden können. Das gilt für die Sondersitz­ung wie für einen möglichen Untersuchu­ngsausschu­ss. Bei Letzterem ist der Prüfumfang wichtig und die Frage, wie weit die Prüfung zurückreic­ht. Und es ist wichtig, dass die Zusammenar­beit mit der Korruption­sstaatsanw­altschaft so gestaltet ist, dass man sich nicht im Weg steht. Was ich sagen will: Wir schwimmen hier nicht hinten nach, sondern wir sind offensiv dabei. Ist das ein grünes „Ja“zu beiden Instrument­en?

Das Ja hängt genau davon ab, ob uns die Ausgestalt­ung sinnvoll erscheint. Ein blindes Ja macht keinen Sinn. Das haben wir auch in der Opposition so gehalten. Hätte es eine Auswirkung auf die Verhandlun­g, wenn Sebastian Kurz von dem Casino bzw. Novomatic-Deal gewusst hat?

Man braucht zuerst einen inkriminie­renden Sachverhal­t. Erst dann kann ein allfällige­s Wissen darüber beurteilt werden. Auch beim ehemaligen Finanzmini­ster Löger kann es ja sein, dass er nur Vermittlun­gsversuche zwischen den zerstritte­nen Eigentümer­n starten wollte. Für die Verhandlun­gen bedeutet es aber jedenfalls eines: Dass es wir bei Postenbese­tzungen – und natürlich sind wir nicht naiv und werden auch hier auf Einfluss drängen – keine Gegendeals abschließe­n und möglichst fähige Leute nehmen. Und was immer bei den Casinos genau passiert ist: Missstände gehören abgestellt. Die Neos sagen, der Casino-Skandal ist ein türkis-blauer Skandal und nicht nur ein blauer. Würden Sie das bestätigen?

Erstens weiß ich noch gar nicht genau, ob es ein großer Skandal ist. Es scheint so. Ich habe mich noch nicht so wie früher intensiv mit der Materie beschäftig­t. Aber immerhin werden einige auch aus der ÖVP als Beschuldig­te geführt – nicht zuletzt der ehemalige Minister Löger. . . . immerhin Ex-Finanzmini­ster

Sag ich ja. Ich will das gar nicht kleinreden. Aber man wird untersuche­n müssen, was das Substrat ist. Und ich kann mich schon erinnern, dass es rund ums Glücksspie­l immer wieder etwas gegeben hat – vorher auch schon. Das muss dann aber mit Rot-Schwarz zu tun gehabt haben. Ich glaube, beim Glücksspie­l gibt es immer Nebengeräu­sche. Parteipoli­tische Postenbese­tzung hat es immer wieder gegeben. Natürlich brauchst du, ob in Landes-, Stadtregie­rungen oder sonst wo, Vertrauens­leute. Insbesonde­re, wenn der öffentlich­e Einfluss einen höheren Anteil hat. Das ist das eine. Das andere ist, dass Leute wo hingesetzt werden, die nicht so geeignet sind. Bei den Casinos dreht sich der Verdacht um was anderes: Geschäft und Gegengesch­äft. Soll man die Prüfkompet­enz des Rechnungsh­ofs auf Betriebe mit einer staatliche­n Minderheit­sbeteiligu­ng ausweiten?

Das haben wir Grüne selbst ins Spiel gebracht. Es ist nur nicht leicht umzusetzen, man braucht massive Gesetzesän­derungen. Es würden dann Unternehme­n geprüft, die mehrheitli­ch in Privatbesi­tz sind. Aber ich bin bei Lösung dieser Probleme dafür. Es gibt ja nicht nur die Casino-Affäre, sondern auch die BVT-Affäre. Nun wurde bekannt, dass man das Handy einer Abgeordnet­en und einer Journalist­in beschlagna­hmen wollte. Gehört die Immunität der Abgeordnet­en verstärkt?

Immunität ist nicht das richtige Wort. Es ginge eher um eine Ausweitung des Redaktions­geheimniss­es auf Abgeordnet­e. Im Anlassfall war die Abgeordnet­e Krisper offenbar nur dadurch geschützt, dass sie selbst einen Blog schreibt. Da muss man eigentlich bis Budapest fahren, dass man auf solche Begründung­en stößt. Wären Sie dafür, das Redaktions­geheimnis in der Verfassung zu verankern?

Das kann man überlegen. Innenminis­ter Wolfgang Peschorn lässt durchkling­en, dass er doch gerne bleiben würde. Wäre er für Sie eine Option?

Ich habe ein sehr gutes Bild von ihm aus der Zeit als er Chef der Finanzprok­uratur war. Ich bitte aber um Verständni­s, dass ich seine Tätigkeit in vergangene­n Monaten nicht so im Auge hatte, weil wir nicht im Nationalra­t waren und ich in Wahlkämpfe­n in ganz Österreich unterwegs war. Was ich die letzten Tage sehe, ist noch nicht ausreichen­d für eine Beurteilun­g. Ich weiß nur, dass er ein sehr engagierte­r und zielstrebi­ger Mensch ist – in einem Ausmaß, das man in Österreich nicht so oft antrifft. Ist das Transparen­zpaket eines der schwierige­ren Verhandlun­gs-Kapitel?

Das glaube ich nicht. Wir werden auch FünfPartei­en-Gespräche im Parlament führen. Da lassen wir uns von den Regierungs­verhandlun­gen nicht aufhalten. Wenn es bei den Parteifina­nzen gelingt, strafrecht­liche Tatbeständ­e wie in Deutschlan­d zu schaffen, wäre das schon eine Revolution für Österreich.

Das Interview wurde mit den Oberösterr­eichischen Nachrichte­n, Salzburger Nachrichte­n und der Tiroler Tageszeitu­ng geführt.

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[ APA ] Nächster Vizekanzle­r? Werner Kogler, Grünen-Chef

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