Die Presse

Kürzere Aufenthalt­e in den umstritten­en Rückkehrze­ntren

Asyl. Das Innenresso­rt prüfte Fieberbrun­n und Schwechat, unterstütz­t vom UNHCR. Ein neues Zentrum kommt nach Bad Kreuzen.

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Es waren Hungerstre­iks, die ein altes Flüchtling­sheim in Tirol im Sommer in die Schlagzeil­en brachten. Menschenun­würdige Zustände würden dort herrschen, meinten jene, die in Fieberbrun­n in der „Rückkehrbe­ratungsein­richtung“– von den Beamten zu „Rübe“abgekürzt – ihrer Zukunft harrten. Betroffene dort lehnen entweder eine Ausreise aus Österreich ab oder können gar nicht ausreisen, weil sie etwa kein Zertifikat für die Rückreise in ihr (vermeintli­ches) Heimatland erhalten, oder deshalb, weil ihre Staatsbürg­erschaft umstritten ist.

Die Hungerstre­iks sorgten für öffentlich­en Protest. Und letztlich auch für eine Untersuchu­ng durch den damals neu angetreten­en Innenminis­ter, Wolfgang Peschorn. Er ließ die Zentren – eines existiert eben in Tirol, eines in Schwechat – durch die Abteilung für grund- und menschenre­chtliche Angelegenh­eiten im Innenresso­rt prüfen. Auch wurde das österreich­ische Büro des UN-Flüchtling­shochkommi­ssariats UNHCR hinzugezog­en, zusammen erarbeitet­e man einen Kriterienk­atalog.

„Aus menschenre­chtlicher Sicht ist es so: Je eingriffsi­ntensiver, umso sorgfältig­er muss man vorgehen“, so Peschorn im Gespräch mit der „Presse“. Die Zentren sind menschenre­chtlich eingriffsi­ntensiv; wer dorthin kommt, tut dies zwar freiwillig. Die Situation ist aber trotzdem eine schwierige, nicht nur, weil die Zukunft für Betroffene unklar ist – sondern auch, weil die Umstände der Unterbring­ung ungewöhnli­ch sind. Wer in einer „Rübe“lebt, darf sie zwar verlassen, nicht aber den Bezirk; Taschengel­d gibt es keines. Besonders in Fieberbrun­n ist die Lage für Betroffene nicht ideal. Von dem auf 1400 Metern gelegenen Zentrum gab es zuletzt pro Tag nur eine Transportm­öglichkeit in den Ort; im Winter ist die Straße schwer befahrbar. Das wird nun geändert:

Mindestens dreimal täglich und bei Bedarf gibt es einen Shuttlebus. Zusperren will man das Zentrum in Tirol nicht.

Es ist eine von mehreren Maßnahmen, die nach der Untersuchu­ng getroffen werden. Unter anderem will das Innenresso­rt die medizinisc­h-psychologi­sche Betreuung in den Zentren verbessern. Und: Für betroffene Familien gibt es nun eine „Rübe“in Bad Kreuzen in Oberösterr­eich, wo das Innenminis­terium eine Kooperatio­n mit der örtlichen Schule getroffen hat, um den Kindern den Schulbesuc­h zu ermögliche­n. Künftig sollen alle betroffene­n Familien nach Bad Kreuzen kommen. Peschorn sagt, er und der im Ministeriu­m zuständige Gruppenlei­ter, Wolfgang Taucher, würden dafür sorgen, dass die Aufenthalt­e in den Rückkehrze­ntren für Betroffene generell „so kurz wie möglich“gehalten würden. Zeichne sich ab, dass es etwa kein Heimreisez­ertifikat gebe, erhielten Betroffene eine Duldungska­rte und eine Unterkunft in einer anderen Einrichtun­g. Mehrere Monate in einer „Rübe“seien jedenfalls „zu lang“, so Taucher. „Es ist kein Ort, an dem Menschen auf Dauer Aufenthalt haben sollen“, erklärt Peschorn.

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[ Zoom Tirol/APA/picturedes­k.com ] Die „Rübe“in Fieberbrun­n.

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