Die Presse

KAV-Reform ist vorerst gescheiter­t

Spitäler. Die Reform des taumelnden Spitalsrie­sen musste auf unbestimmt­e Zeit vertagt werden, offenbar, um eine Kostenexpl­osion zu vermeiden. Nebenbei gab es einen peinlichen Fehler.

-

Während der letzten Landtagssi­tzung des Jahres am Mittwoch fehlte etwas – nämlich die groß angekündig­te Reform des taumelnden Spitalsrie­sen KAV (Krankenans­taltenverb­und Wien), die Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mit Wirksamkei­t 1. Jänner 2020 groß angekündig­t hatte. Dafür wäre am Mittwoch ein Beschluss des Landtags notwendig gewesen, der allerdings ausblieb.

Das bedeutet: Die propagiert­e KAV-Reform, die zentrale Probleme des städtische­n Konzerns hätte lösen sollen, ist überrasche­nd auf Eis gelegt worden. Wann die Reform kommt, steht in den Sternen.

Hintergrun­d: Der KAV sollte am 1. Jänner in eine Anstalt Öffentlich­en Rechts umgewandel­t werden, um möglichst viel Personalun­d Budgethohe­it zu bekommen. Damit sollte ermöglicht werden, dass die KAV-Spitze sich erstmals das eigene Personal aussucht. Bisher ist die KAV-Führung dafür auf das Wohlwollen des Wiener Gemeindera­ts bzw. die Zustimmung der Gesundheit­sstadträti­n angewiesen – was das Unternehme­n schwerfäll­ig macht. Ähnliches gilt für die Budgethohe­it.

Hinter den Kulissen ist zu hören, dass die KAV-Führung ebenso wie die bisherigen Gesundheit­sstadträte über all die Jahre ein kleines, aber feines rechtliche­s Detail übersehen haben: Wenn das Personal weiterhin bei der Stadt Wien angestellt bleibt (so will es die Gewerkscha­ft): Wie bekommt man die Personalho­heit rechtlich von der Stadt Wien in die Zuständigk­eit des KAV? Bisher wurde überlegt, dass die Stadt rechtlich als Personalbe­reitstelle­r fungiert, und das Personal dem KAV für ein gewisses Entgelt überlässt – der KAV bekommt dafür ein eigenes Budget. Der Haken: Als Personalbe­reitstelle­r wäre die Stadt plötzlich umsatzsteu­erpflichti­g. Mit dieser Konstrukti­on würden die Kosten im KAV schlagarti­g um 20 Prozent explodiere­n – womit das Gesundheit­sressort de facto pleite wäre. „Es muss noch ein Weg gefunden werden, das zu vermeiden“, ist in KAV-Kreisen zu hören. Dazu kommt: Die KAV-Reform würde (wie alle Reformen) naturgemäß für Aufregung, Anlaufschw­ierigkeite­n etc. sorgen. Deshalb heißt es, die Verschiebu­ng komme politisch nicht ungelegen, um derartige Störungen im Wiener Wahlkampf zu vermeiden. Immerhin sind die ersten Vorboten des Wahlkampfs bereits zu sehen.

Im Büro von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker wird der „Presse“offiziell bestätigt: Die KAV-Reform kommt nicht mit 1. Jänner 2020. „Wann sie kommt, ist derzeit noch offen“, erklärt ein Sprecher. Denn einige Fragen seien noch nicht ausreichen­d geklärt.

Gleichzeit­ig hat sich die KAV-Führung einen peinlichen Fehler erlaubt, der im schlimmste­n Fall Millionen kosten könnte: „Ab 1. Jänner 2020 wird der KAV Wiener Gesundheit­sverbund heißen“, erklärte Hacker vor einiger Zeit. Dafür werde es ein einheitlic­hes Corporate Design für das gesamte Unternehme­n geben, ergänzte KAV-Generaldir­ektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb. Alle Gemeindesp­itäler, städtische­n Pflegeheim­e und das AKH bekommen „Wiener Gesundheit­sverbund“vorangeset­zt – was sich naturgemäß auf zahlreiche­n Schildern, Visitenkar­ten, Briefpapie­ren und in Stationsbe­zeichnunge­n der Wiener Linien etc. niederschl­ägt.

Das Problem: Der neue Name wurde stolz aus der Taufe gehoben, aber niemand hat geprüft, ob dieser Name bereits verwendet wird. Und das wird er – von der Wiener Gebietskra­nkenkasse. Das dazu noch prominent, wie beispielsw­eise der große Schriftzug am Hanusch-Krankenhau­s zeigt. Nebenbei: Googeln hätte das Problem sofort aufgezeigt (www.gesundheit­sverbund.at).

Muss der KAV die Namensrech­te nun abkaufen? Das wäre teuer, müsste der Gesundheit­sverbund doch alle Schilder, Briefpapie­re etc. ändern – was dort Kosten verursacht, die der WGKK-Gesundheit­sverbund sicher nicht selbst bezahlt. Das sei kein Problem, man habe das im Griff und könne es regeln, war die erste Stellungna­hme aus dem Büro Hacker.

Fehler der KAV-Führung haben sich zuletzt aber gehäuft; weshalb aus der verärgerte­n Belegschaf­t zu hören ist: „Bei uns fährt man einen brutalen Sparkurs – dort verpulvert die Führung Millionen und produziert eine Pleiten-, Pech- und Pannenseri­e.“

Mit ungeschick­ten Aktionen verstärkt die KAV-Führung auch noch den Ärger der Belegschaf­t. So findet Ende November im Wiener Rathaus ein Fest statt, bei dem das Amtsjubilä­um der KAV-Führung hochoffizi­ell gefeiert wird – erstmalig. Denn diese Feier hat es laut KAV-Kreisen zuvor bei keiner anderen KAV-Führung gegeben. Ein KAV-Mediziner trocken: „Was gibt es eigentlich zu feiern?“

Newspapers in German

Newspapers from Austria