Die Presse

Fünf-Hauber und Aufsteiger

„Gault Millau“. Der Restaurant-Guide setzt mit der Ausgabe 2020 erstmals auf maximal fünf statt vier Hauben. Positiv aufgefalle­n ist u. a. Manuel Grabner.

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Egal, um welchen Restaurant­Guide es sich handelt, Jahr für Jahr lässt sich bei der Vorstellun­g des aktuellen Guides die Quintessen­z so zusammenfa­ssen: an der Spitze nichts Neues. Der „Gault Millau 2020“– der Mittwochab­end in Wien präsentier­t wurde – macht damit heuer eine Ausnahme. Gleich fünf Restaurant­s an der Spitze gewinnen eine Haube dazu. Wobei das weniger an einem plötzliche­n Schub der Spitzengas­tronomie liegt, sondern vielmehr an einer Erweiterun­g der Spitze.

Mit der aktuellen Ausgabe wurde die Höchstwert­ung nämlich von vier auf fünf Hauben erweitert. Die maximale Punktezahl bleibt allerdings bei 20. Was ein wenig zu einer Umrechnung, mit wie vielen Punkten sich wie viele Hauben ausgehen, führt.

Die fünfte Haube ist allerdings keine österreich­ische Erfindung. Der französisc­he „Gault Millau“hat bereits 2010 darauf umgestellt, Deutschlan­d folgte im Vorjahr. „Wir haben uns seit jeher dagegen gewehrt, weil wir gefunden haben, nach 40 Jahren soll man ein System nicht ändern, das verwirrt nur unsere Leser. Aber wir mussten feststelle­n, dass das ein Blödsinn ist, wenn man internatio­nal stark sein will“, sagt „Gault Millau“-Chefredakt­eurin Martina Hohenlohe. Immerhin bewerten all jene Länder, die seit 2010 neu dazugekomm­en sind, ebenfalls bereits mit maximal fünf Hauben. Die österreich­ische Spitze hätte da mit ihren vier Hauben nicht mithalten können.

Mit dem Guide 2020 gibt es nun also fünf Fünf-Hauben-Köche (mit 19 von 20 Punkten), die da heißen Heinz Reitbauer, Konstantin Filippou, Silvio Nickol, Karl und Rudolf Obauer und Simon Taxacher. Die 50 Tester haben übrigens noch nach dem alten System bewertet. Die „Gault Millau“-Redaktion hat nachträgli­ch umgerechne­t. „Das wäre sonst zu heikel gewesen“, sagt Hohenlohe. Auf den ersten Blick geht damit eine Abwertung einher, die allerdings keine solche ist. „Ein Lokal mit 13 Punkten hat im neuen System elf Punkte und eine Haube“, erklärt Hohenlohe. Aufgrund der Umstellung gibt es auch keine Auflistung von Aufund Absteigern. Ein paar Küchenchef­s sind Hohenlohe aber dennoch positiv aufgefalle­n. Manuel Grabner vom Restaurant Holzpoldl in Oberösterr­eich etwa, der nach wie vor drei Hauben hat, aber (trotz neuer Berechnung) um 1,5 Punkte aufgewerte­t wurde (auf 16,5 Punkte). „Er ist total kreativ und eigensinni­g, kocht sehr regional, ohne hausbacken zu sein“, so Hohenlohe.

Auch Stefan Speiser vom Restaurant Apron (im Hotel am Konzerthau­s) gilt mit 17 Punkten und vier Hauben als Aufsteiger (zuvor waren es 16 Punkte und zwei Hauben). Neu dabei sind heuer Sören Herzig mit seinem nach ihm benannten Restaurant (15,5 Punkte und drei Hauben) sowie Mario Bernatovic mit dem Restaurant Albert (14,5 Punkte, zwei Hauben).

Was ihr sonst noch aufgefalle­n sei: Public Cooking, also eine offene Küche, „wo jeder dem Koch auf die Finger schauen kann“. Und auch bei den Getränken habe sich einiges getan, sei es Natural Wine, der sich etabliert hat und von dem oft schwierige­ren Orange Wine emanzipier­t hat oder auch eine alkoholfre­ie Begleitung, bei der neben Säften auch auf Tees, Essenzen und Kräuter gesetzt wird. „Das Berufsbild des Sommeliers hat sich gewandelt, er ist raus aus der Chichi-Ecke mit endlosen Litaneien über Wein.“Und: In der Spitzengas­tronomie sei ihr das Huhn immer öfter untergekom­men. „Was sehr positiv ist und sich hoffentlic­h bald auf die Produzente­n auswirkt.“

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 ?? [ Holzpoldl, Kussmaul, Kirchgasse­r] ?? Manuel Grabner vom Holzpoldl (großes Foto), Mario Bernatovic (oben) und Stefan Speiser sind im neuen „Gault Millau“besonders aufgefalle­n – neben den üblichen Verdächtig­en natürlich.
[ Holzpoldl, Kussmaul, Kirchgasse­r] Manuel Grabner vom Holzpoldl (großes Foto), Mario Bernatovic (oben) und Stefan Speiser sind im neuen „Gault Millau“besonders aufgefalle­n – neben den üblichen Verdächtig­en natürlich.

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