Startschuss für den „FC Stadlober“
Nordic Opening. Österreichs Langlauf steht vor einer besonderen Prüfung: Nach dem Dopingskandal von Seefeld wurde aufgeräumt, Loipen-Doyen Alois Stadlober soll nun dafür sorgen, dass die Sportart hierzulande nicht untergeht.
Der Name „Nordic Opening“verspricht an sich Großes. Ein Event mit immenser Strahlkraft, toller Show und Menschenmassen. Immerhin wird ja etwas eröffnet. Doch wer den Weg ins finnische Ruka einmal gefunden hat, den ereilt schnell ein Hauch Ernüchterung. Eine Schanze, tolle Loipen, die sich ihren Weg durch Wälder und entlang kurzer Skipisten bahnen und ein kleines Stadion, das nach einem bergab verlaufenden Fußmarsch zu erreichen ist – und Wind, Kälte und Schnee sorgen zumeist für ihre eigene Show. Doch für Skispringer, Kombinierer und Langläufer ist Ruka stets ein Highlight. Denn hier hebt ihre Saison so richtig an. Die finnische Einsamkeit ist der Ort der kollektiven Leistungsabfrage.
Für Österreichs Langlauf ist es eine besondere Prüfung. Nach dem Dopingskandal bei der WM in Seefeld (Operation Aderlass) wurde ÖSV-intern groß aufgeräumt. Kein Trainer der alten Garde ist mehr da, auch kein von allem nichts wissender Sportdirektor. Es gibt keine Weltcup-Equipe mehr, dafür „Fördergruppen“und einen Verein, beides in Obhut von Alois Stadlober.
Wie steht es also um Österreichs Loipensparte, die mit Teresa Stadlober, Lisa Unterweger und Bernhard Tritscher drei Starter in Ruka bietet? „Na geh, FC Stadlober darfst nicht sagen“, entgegnet der LanglaufDoyen eine giftige Frage prompt. „Das Budget kommt schon noch vom Skiverband, man schaut weiter auf uns. Die Situation ist schwierig, aber was soll’s.“
Während weiter Ermittlungen laufen, Verhandlungen starten und für manchen Dopingsünder sogar schon (milde) Urteile mit bedingten Haftstrafen und unauffälligen Geldstrafen (480 Euro) vorliegen, muss Stadlober alles unternehmen, um die von Betrügern abermals in ein schiefes Licht gerückte Sportart in Österreich nicht untergehen zu sehen. Der Steirer, 57, redet nicht um den heißen Brei herum: Es gibt zwei Fördergruppen, nur wenige Athleten und außer für seine Tochter Teresa, 26, bei Großereignissen kaum Aussichten auf Erfolg. „Moment, auch bei uns hapert es derweil ein bisserl“, wirft er ein. Eine Blessur des Mittelfußknochens erzwang eine grundlegende Umstellung des Aufbautrainings. Und eine Operation der Nasenscheidewände habe auch wichtige Zeit gekostet. Dafür seien all die Infekte nun Geschichte.
Die Ziele für Ruka seien daher „verhalten“. Zum Jahreswechsel bei der Tour de Ski wolle man, da sprach der Staffel-Weltmeister von 1999 für sich und die Tochter im Plural, wieder vorn auftauchen. Ein Stockerlplatz sei das Ziel, alles weitere „noch weit weg, aber altbekannt“: WM 2021 in Oberstdorf, Olympia 2022 in China. Mehrmals fiel das Wort „Wahnsinn“, Stadlober war wieder in seinem Element. Klassik-Einzel (Samstag, 10 km) und Skating-Verfolgung (Sonntag, 10 km), darauf freue er sich. Es sind zwei auf Stadlober zugeschnittene Formate, er hörte schon das Knirschen der Langlaufskier in den präparierten Loipen. In der finnischen Einsamkeit ist der kollektive Doppelstockeinsatz eben immer noch die größte Show.