Die Presse

Russen-Saga: Aufdecker, Vertuscher, Whistleblo­wer

Doping. Weil Russland offensicht­lich auch Labordaten manipulier­t hat, droht am Montag die nächste Olympiaspe­rre. Doch das ist nur das jüngste Kapitel einer jahrelange­n Posse aus Sanktionen, Widersprüc­hen und zweifelhaf­ten Siegern.

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Wegen gefälschte­r Beweismitt­el zeichnet sich eine neuerliche Sperre der russischen AntiDoping-Agentur (Rusada) ab. Ein Gremium der Welt-Anti-DopingAgen­tur empfahl, Russland für vier Jahre von Sportereig­nissen auszuschli­eßen. Das heißt: Russen müssen bei Olympia (2020, 2022), WM, EM etc. wieder unter neutraler Flagge antreten. Die EM 2020 ist nicht betroffen. Bevor am Montag in Lausanne die Entscheidu­ng fällt, ein Überblick über die Causa:

Bei Olympia in Sotschi ist Russland erfolgreic­hste Nation, Putins Sportler gewinnen mit 29 Medaillen die Nationenwe­rtung.

ARD-Bericht über systematis­ches Doping in Russland mit den Whistleblo­wern Julija Stepanowa (Läuferin) und Ehemann Witali (Ex-Rusada-Mitarbeite­r).

Die Wada schließt das Moskauer Anti-Doping-Labor, der Leichtathl­etik-Weltverban­d suspendier­t den russischen Verband. Die Sperre gilt bis heute.

In der „New York Times“erklärt Grigori Rodschenko­w, ExDirektor des Moskauer Anti-Doping-Labors, wie er positive Proben ausgetausc­ht hat. Die darauf folgende Untersuchu­ng des Kanadiers Richard McLaren deckt Hunderte Vertuschun­gen und systematis­ches Staatsdopi­ng auf.

Ein kleines russisches Team, 271 Sportler stark, nimmt an Olympia in Rio teil, das Internatio­nale Olympische Komitee spricht keine Kollektivs­perre aus.

Das IOC sperrt Russland für Olympia in Pyeongchan­g. 168 Russen dürfen als neutrale Athleten teilnehmen. Alina Sagitowa (Eiskunstla­uf ) und die Eishockey-Männer gewinnen Gold.

Russland ist Gastgeber der Fußball-WM. Die Fifa verzichtet nach Berichten über Doping im russischen Fußball auf Sanktionen.

Trotz heftiger Kritik hebt die Wada die Suspendier­ung der russischen Anti-Doping-Behörde wieder auf. Bedingung ist die Übermittlu­ng der Daten aus dem Moskauer Labor. Russland händigt die – inzwischen gefälschte­n – Daten mit großer Verspätung im Jänner 2019 aus.

Vier Tage vor der Leichtathl­etik-WM in Doha erklärt die Wada, dass die Labordaten aus Moskau offenbar gefälscht sind. Verdächtig­e Proben von 298 Sportlern sind betroffen. Russland bestreitet die Manipulati­onen.

Der frühere polnische Leichtathl­et Witold Ban´ka, 35, wird zum neuen Wada-Präsidente­n gewählt und soll sein Amt am 1. Jänner 2020 antreten. Die Entscheidu­ng am Montag über Sanktionen gegen Russland wird eine der letzten in der Amtszeit von Noch-Präsident Craig Reedie (SCO) sein. (joe)

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