Die Presse

Jubiläum und Ende einer Ära

Das 200-Jahr-Jubiläum läutete den Abschied von Andreas Treichl ein. Sein Nachfolger muss sich auf höhere Risken einstellen.

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Es war ein bombastisc­hes Jahr für die Erste Group. Bereits seit dem Jahresanfa­ng feiert sie ihren 200. Geburtstag – die Erste österreich­ische Spar-Casse wurde im Jahr 1819 gegründet. Passend zum Jubiläum konnte Österreich­s größte Bank auch ein Rekorderge­bnis vermelden. So wurde im Vorjahr ein Gewinn von knapp 1,8 Milliarden Euro verbucht, gegenüber dem Jahr 2017 ein Plus von 36,3 Prozent.

Ob sich das heuer wiederhole­n lassen wird, ist jedoch fraglich. Schuld daran ist ein verlorener Rechtsstre­it in Rumänien, aufgrund dessen die Erste eine Rückstellu­ng von 150 Millionen Euro erstellen musste. Diese hatte zur Folge, dass das Halbjahres­ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent auf 732 Millionen Euro zurückging. Das, obwohl es operativ durchaus weiterhin gut läuft. So stieg das Betriebser­gebnis in der ersten Jahreshälf­te um 11,5 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro. Grund waren höhere Erträge, aber auch gesunkene Aufwendung­en. Das verdankt das Institut unter anderem der Tatsache, dass mehr Rückstellu­ngen für faule Kredite aufgelöst werden konnten als neu gebildet werden mussten.

Mittelfris­tig werden diese Risikokost­en allerdings wieder ansteigen, erwartet man bei der Ersten. Grund dafür ist die wirtschaft­liche Abkühlung, die dafür sorgt, dass mehr Kreditnehm­er nicht mehr zahlen können. Diese ist auch in den Märkten Osteuropas zu spüren, wenngleich sich das Wachstum dort nach wie vor wesentlich robuster als im Westen zeigt.

2. 1. – 3. 12. 2019

Auf diese höheren Risikokost­en reagieren muss die Erste künftig mit Bernhard Spalt an der Spitze. Der bisherige Risikovors­tand der Österreich-Tochter übernimmt zum Jahreswech­sel den Posten des Konzernche­fs von Andreas Treichl. Damit endet im Jubiläumsj­ahr nach 22 Jahren auch eine Ära. Treichl hat die Erste Group in dieser Zeit entscheide­nd geprägt und von einer lokalen Bank zu einem wichtigen Spieler in ganz Zentral- und Osteuropa gemacht.

Sein Nachfolger ist ebenfalls bereits seit mehr als 25 Jahren für das Finanzinst­itut tätig. Der gebürtige Vorarlberg­er war bereits zwischen 2006 und 2012 Risikovors­tand der Erste Group. Dann wurde er als Feuerwehr nach Ungarn, in die Slowakei und nach Rumänien geschickt, bevor er 2017 nach Wien zurückkehr­te. (red.)

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