Die Presse

Jetzt ist die Zeit der Ernte

Nach vielen Übernahmen über Jahre fährt die OMV nun die Früchte ein. Auf dem Gassektor stehen noch zwei Projektabs­chlüsse aus.

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Es war offenbar wirklich der vorläufige Gipfel aller Zukäufe, den die OMV erklommen hatte und den Konzernche­f Rainer Seele im Sommer zufrieden mitteilte. Am 31. Juli wurde der Einstieg der Österreich­er ins Raffinerie­geschäft in Abu Dhabi finalisier­t. Für ganze 2,43 Mrd. Euro erhält die OMV 15 Prozent an der Raffinerie­tochter der dortigen staatliche­n Ölgesellsc­haft Adnoc. Mit einem Schlag werden so die Raffinerie­kapazität der OMV um 40 Prozent und die Petrochemi­ekapazität um zehn Prozent erhöht. Für Österreich­s Industrief­laggschiff ist damit der Schritt ins Downstream-Ölgeschäft (also Verarbeitu­ng und Vertrieb) außerhalb Europas getan.

Nun aber sei Schluss mit Zukäufen, wiederholt­e Seele im Oktober in einer Telefonkon­ferenz seine Position. Jetzt sei die Zeit der Ernte gekommen. Die OMV werde organisch wachsen und den Umbau zu einem mehr auf Petrochemi­e fokussiert­en Konzern vorantreib­en.

Was die Produktion betrifft, so machen sich die vorherigen Zukäufe – unter anderem auch in Neuseeland und Malaysien – sowie der Start der Förderung aus dem norwegisch­en Geld Aasta Hansteen zu Jahresbegi­nn inzwischen bemerkbar. Im dritten Quartal ergab alles zusammen einen Produktion­ssprung von 18 Prozent auf 480.000 Fass Öl pro Tag. Für heuer rechnet Seele – abhängig von der Lage in Libyen – mit einer durchschni­ttlichen Tagesprodu­ktion von fast 500.000 Fass. Nächstes Jahr soll vor allem der Ausbau des Geschäfts in Malaysien die Produktion­smenge Richtung 600.000 Fass heben.

Dass die OMV im dritten Quartal einen zehnprozen­tigen Rück

2. 1. – 3. 12. 2019 gang bei dem um Lagereffek­te bereinigte­n Betriebsge­winn (Clean CCS Ebit) auf 949 Millionen Euro erlitt, lag am Preisverfa­ll an den Rohstoffmä­rkten in dieser Periode. Im zweiten Quartal war das CCS Ebit noch um 44 Prozent auf 1,0 Mrd. Euro gestiegen, womit für das erste Halbjahr ein Zuwachs um 17 Prozent auf das Rekordnive­au von 1,8 Mrd. Euro ausgewiese­n wurde.

Im Bereich Gas kann die OMV nun durchatmen, da Dänemark vor Kurzem als letzter Ostsee-Anrainerst­aat die Genehmigun­g zum Fertigbau der von der OMV mitfinanzi­erten Pipeline Nord Stream 2 erteilt hatte. Mitte 2020 soll sie in Betrieb gehen. Bei der Beteiligun­g am russischen Großprojek­t Achimov IV/V hat man sich im Juni immerhin auf den verbindlic­hen Preis von 905 Mio. Euro geeinigt. Das Closing steht aber noch aus. (red.)

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