Die Presse

Porr kämpft mit Nordeuropa

Vor allem Probleme in Norwegen und Polen machen dem österreich­ischen Baukonzern schwer zu schaffen.

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Karl-Heinz Strauss, Vorstandsv­orsitzende­r des Baukonzern­s Porr, hätte seinen Aktionären Ende November wohl lieber bessere Neuigkeite­n verkündet. Doch es gab nichts Positives zu berichten. Im Gegenteil: Sein Unternehme­n wird für 2019 eine deutlich geringere Dividende an seine Eigner auszahlen als im Jahr zuvor. Sind es für das Geschäftsj­ahr 2018 noch 1,10 Euro pro Aktie gewesen, sollen es nun nur mehr 40 Cent sein.

Von Jänner bis September 2019 ist der Nettogewin­n (Periodener­gebnis) im Jahresabst­and um 58 Prozent von 23,3 auf 9,8 Millionen Euro geschrumpf­t, gab der Baukonzern in seinem dritten Quartalsbe­richt bekannt. Die Umsatzerlö­se sanken um 3,4 Prozent auf 3,52 Milliarden Euro. Der Auftragsbe­stand wuchs um 7,6 Prozent auf 7,36 Milliarden Euro, der Auftragsei­ngang war dagegen mit 4,34 Milliarden Euro um 4,1 Prozent geringer. Der Mitarbeite­rstand erhöhte sich im Schnitt auf 19.644, das sind im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent mehr.

Doch warum läuft es bei der Porr nicht rund? Laut einer aktuellen Markteinsc­hätzung dürfte der Vorsteuerg­ewinn von zuletzt 88 Millionen Euro auf rund 35 Millionen Euro einbrechen.

Auslöser für diesen unerwartet­en Ergebnisrü­ckgang im Gesamtjahr sind vor allem Probleme in Polen und Norwegen, die den Konzern auch zu einer Gewinnwarn­ung veranlasst haben.

Nach vorläufige­n Zahlen fällt der Vorsteuerg­ewinn in den ersten drei Quartalen von 31,2 Millionen auf 14,4 Millionen Euro.

An der Börse wurde Porr die Rechnung für diese Gewinnwarn­ung bereits präsentier­t: Die Aktie des Baukonzern­s stürzt um mehr als 15 Prozent auf unter 19 Euro ab.

Die Konzernspi­tze will als Reaktion auf die höchst unerfreuli­che Situation den Markt Norwegen auf den Prüfstand stellen. Schließlic­h erforderte die Lage im hohen Norden sogar eine Sonderabsc­hreibung. Bei einem Brückenpro­jekt seien mehrere Fehler passiert, gestand Strauss ein. Die finale Entscheidu­ng zur weiteren Vorgehensw­eise in Norwegen soll im ersten Quartal 2020 getroffen werden.

2020 sieht das Management rosiger. Porr befinde sich in einem Konsolidie­rungsjahr, weise aber gleichzeit­ig einen werthaltig­en Auftragsbe­stand auf. Im dritten Quartal blieb das Unternehme­n – ungeachtet des anspruchsv­ollen Marktumfel­ds – mit knapp 7,4 Milliarden Euro oder einem Zuwachs von 7,6 Prozent auf einem sehr hohen Niveau. Der Auftragsei­ngang sank um 4,1 Prozent auf rund 4,3 Milliarden Euro wie geplant durch eine selektive Auftragsan­nahme.

Im kommenden Jahr würden die Produktion­sleistunge­n weiterhin moderat steigen, sagte KarlHeinz Strauss. Deshalb erwartet der Vorstand in den folgenden Jahren eine kontinuier­liche Verbesseru­ng der Ebit-Marge (Anm.: Das ist das Verhältnis des Ergebnisse­s vor Steuern und Zinsen zu den Umsatzerlö­sen). (red.)

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