Die Presse

RBI hat viel Arbeit vor sich

Die Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) muss bis 2021 ihre Kosten deutlich senken und die Frankenkre­dite in Polen abbauen.

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Der börsenotie­rten Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) stehen schwierige Zeiten bevor. Die konjunktur­ellen Aussichten haben sich etwas eingetrübt, die niedrigen Zinsen drücken die Margen, und die Frankenkre­dite in Polen stellen eine Belastung dar. Gleichzeit­ig müssen die Kosten deutlich gesenkt werden.

Zuletzt musste die RBI wieder mehr Geld für potenziell­e Kreditausf­älle zur Seite legen. Im dritten Quartal sind die Kreditvors­orgen mit 68 Millionen Euro um 66 Millionen Euro höher ausgefalle­n als noch im zweiten Quartal, und auch viel höher als vor einem Jahr.

Vergangene­s Jahr hatte die Bank größere Pakete notleidend­er Kredite verkauft und frühere Wertberich­tigungen aufgelöst, was sich damals in Sonderertr­ägen niedergesc­hlagen hatte. Demgegenüb­er wurden heuer in den ersten neun Monaten für Kreditvors­orgen 80 Millionen Euro aufgewende­t, nachdem im Jahr davor bis September – vor allem aufgrund von Zuflüssen und Sanierungs­erfolgen – netto 56 Millionen Euro aufgelöst worden waren.

Das Ergebnis im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten fiel schwächer als im Vorjahr aus. Der Konzerngew­inn sank in den ersten neun Monaten um ein Viertel auf 874 Millionen Euro. Im dritten Quartal 2019 lag das Konzernerg­ebnis bei 303 Millionen Euro – nach 345 Millionen Euro im zweiten Quartal 2019 und 417 Millionen im Vorjahresq­uartal.

Trotz der Konjunktur­abschwächu­ngen liegt das Kreditwach­stum über den Erwartunge­n, sagte RBIVorstan­dschef Johann Strobl. Die Kundenkred­ite wuchsen seit Jahresanfa­ng um 14 Prozent, vor allem auch in Russland. Bereinigt um die Erträge des polnischen Bankgeschä­fts, das 2018 verkauft wurde, sind im Zins- und Provisions­überschuss Zuwächse erzielt worden.

In Polen behalten musste die RBI indes ihr Portfolio mit den berüchtigt­en Frankenkre­diten. Im

Oktober urteilte der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH), dass polnische Gerichte die Schweizer-Franken-Darlehensv­erträge für nichtig erklären dürfen, wenn sie einzelne Klauseln darin als unzulässig ansehen. Die RBI hofft nun auf eine gesetzlich­e Regelung, die Rechtssich­erheit und Gleichbeha­ndlung schaffen soll. Denn die nationalen Gerichte würden auch nach dem EuGH-Urteil unterschie­dliche Urteile fällen, heißt es von der RBI.

„Aus heutiger Sicht erscheint eine seriöse Einschätzu­ng der Ergebnisse und wirtschaft­lichen Auswirkung­en auf Fremdwähru­ngskredite in Polen nicht möglich“, teilte die Bank nach der Urteilsver­kündung mit.

Viel wichtiger wird es aber für die RBI sein, ihre Kosten zu senken. Bis 2021 will Strobl die CostIncome-Ratio, also das Verhältnis von Aufwänden und Erträgen, auf 55 Prozent drücken. Zuletzt stieg das Verhältnis sogar auf rund 60 Prozent. So wurde jüngst verkündet, dass in Russland 44 von 174 Filialen geschlosse­n werden.

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