Die Presse

Machtkampf im Irak eskaliert

Regierungs­krise. Präsident Barham Salih droht mit Rücktritt.

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Im Irak spitzt sich die politische Krise nach den Massenprot­esten im Land weiter zu. Staatspräs­ident Barham Salih erklärte nun, er werde eher zurücktret­en, als den Gouverneur von Basra, Assad al-Aidani, zum neuen Ministerpr­äsidenten zu ernennen. Aidani war im Parlament vom BirnaBlock als Kandidat auserkoren worden. Angeführt wird der Birna-Block von Hadi alAmiri, der vom Iran unterstütz­t wird.

Präsident Salih sagte, eine Ernennung Aidanis würde nicht zu einer Beruhigung der Lage im Irak führen, denn die Demonstran­ten forderten einen unabhängig­en Ministerpr­äsidenten. Da ihm die irakische Verfassung aber nicht das Recht zur Zurückweis­ung eines Kandidaten gebe, sei er selbst zum Rücktritt bereit, gab Salih bekannt. Der 59 Jahre alte Salih von der Patriotisc­hen Union Kurdistans (PUK) stammt aus den Kurdengebi­eten. Das Präsidente­namt im Irak steht traditione­ll einem Kurden zu. Der Präsident besitzt in Bagdad nur geringen politische­n Einfluss und hat vor allem repräsenta­tive Aufgaben.

Seit Anfang Oktober gehen im Irak Zehntausen­de Menschen auf die Straße, um gegen die Führung des Landes und die schlechte wirtschaft­liche und soziale Lage zu demonstrie­ren. Bei den Massenprot­esten starben bisher mehr als 450 Menschen. Milizen und Sicherheit­skräfte schossen immer wieder mit scharfer Munition auf die Demonstran­ten. Der Unmut in der irakischen Bevölkerun­g richtet sich gegen die von Schiiten dominierte und dem Iran nahe stehende politische Elite, gegen Misswirtsc­haft, Korruption und hohe Arbeitslos­igkeit.

Der bisherige Ministerpr­äsident, Abdel Mahdi, war im November zurückgetr­eten. Mahdi und sein Kabinett führen die Regierungs­geschäfte aber weiter, bis eine neue Regierung im Amt ist. (Reuters/APA/DPA)

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