OeNB-Chef: 2020 birgt Chancen
Konjunktur. Holzmann rechnet 2020 mit etwas mehr Wachstum. Im Euroraum sollte die Talsohle zur Jahresmitte durchschritten werden.
Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, gibt sich zum Jahreswechsel als Optimist. „2020 wird ebenso wie 2019 sicher kein einfaches Jahr, es birgt jedoch zahlreiche Chancen“, erklärte Holzmann am Freitag in einer Aussendung. Er rechnet im kommenden Jahr mit einem Anziehen der Weltkonjunktur.
„Die Weltwirtschaft sollte nächstes Jahr wieder etwas stärker wachsen, wenngleich der IWF zuletzt seine Prognosen wieder gekürzt hat. Entscheidender Einfluss kommt in dieser Hinsicht unter anderem dem Wirtschaftswachstum Chinas sowie den US-Präsidentschaftswahlen vom 3. November 2020, aber auch dem weiteren Verlauf der Handelskonflikte zu“, so Holzmann. Im Euroraum führe ein schwaches Wirtschaftswachstum von etwas über einem Prozent noch nicht automatisch zu einem konjunkturellen Aufschwung, die Talsohle sollte jedoch Mitte des Jahres durchschritten werden, erwartet der Gouverneur. Österreichs Unternehmen und Banken seien den schwierigen Exportbedingungen kommendes Jahr gewachsen.
Der Jahresanfang werde wohl im Zeichen des Brexit stehen, so Holzmann. „Ökonomisch betrachtet verlieren beide Seiten durch den Austritt, wobei die Verluste für das Vereinigte Königreich wahrscheinlich merklich stärker ausfallen werden als für die EU und Österreich.“
Selbst im Fall eines Soft Brexit rechnen Ökonomen demnach für Großbritannien mit einem mittelfristigen BIP-Verlust von rund 1,5 Prozent. Für die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen des Landes mit der EU bleibe bis zum Jahresende 2020 nur wenig Zeit. Das könnte die Unsicherheiten erhöhen, meint Holzmann. Der britische Premierminister, Boris Johnson, will die Übergangsphase nach dem Brexit bis Ende des Jahres begrenzen. Bis dahin soll nicht nur ein Freihandelsabkommen, es sollen insgesamt die künftigen Beziehungen verhandelt werden. Aus Sicht vieler Experten ist das zu kurz.
Geldpolitisch rechnet der Notenbankchef nächstes Jahr mit keinen großen Überraschungen. Beim Zinsumfeld erwartet er sich noch keine Wende in den positiven Bereich. Der Leitzins liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, womit die Währungshüter die Konjunktur anschieben und die Inflationsrate wieder in die Nähe der angestrebten Zwei-Prozent-Marke bringen wollen. (APA/Reuters)