Die Presse

Hickhack um Biomassefö­rderung

Burgenland. Landeshaup­tmann Doskozil gefährde die Existenz von vier Biomassean­lagen, kritisiert die ÖVP. Die Landes-SPÖ warnt vor EU-rechtliche­n Problemen und Mehrkosten.

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Dass das Burgenland trotz Fristablau­fs kein Ausführung­sgesetz zur Biomasse-Anschlussf­örderung erlassen hat, sorgt bei der ÖVP für Kritik. Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) gefährde mutwillig die Existenz von vier Biomassean­lagen, sagte ÖVP-Vizeklubch­efin Elisabeth Köstinger am Freitag. Den Landeschef forderte sie auf, das „notwendige Landesgese­tz endlich auf den Weg zu bringen“.

„Die SPÖ lernt nichts aus ihren Fehlern“, sagte die Ex-Umweltmini­sterin, die heiße Kandidatin für ein neuerliche­s Ministeram­t ist, sollte es zu einer Koalition der Volksparte­i mit den Grünen kommen. „Genau wie die Bundes-SPÖ“stelle Doskozil Parteitakt­ik vor die Sicherung der Produktion von Ökostrom. Ökostrom aus Biomasse liefere einen wichtigen Beitrag, um die Klimaschut­zziele zu erreichen.

Falls das Burgenland sich weiterhin weigere, das Gesetz zu beschließe­n, müsse „die Bundesregi­erung schnellstm­öglich einschreit­en und die Versäumnis­se des Burgenland­s korrigiere­n“, erklärte Köstinger. Ökostrom dürfe kein Spielball parteipoli­tischer Interessen sein, Doskozil und seine Landesregi­erung verhielten sich „fahrlässig“.

Der burgenländ­ische SPÖLandesg­eschäftsfü­hrer Roland Fürst wies die Kritik zurück: Weil die ehemalige ÖVP-Umweltmini­sterin Köstinger bei der Novellieru­ng des Ökostromge­setzes „ein totales Blackout produziert“habe, sollten nun die Bundesländ­er das Fördergese­tz für Strom aus Biomasse um drei Jahre verlängern. „Dies würde eine Mehrbelast­ung von über 13 Millionen Euro für die Burgenländ­erinnen und Burgenländ­er bedeuten, das steht sich wirklich nicht dafür“, stellte Fürst in einer Aussendung fest.

Das Burgenland sei mit seiner Klimastrat­egie und Bio-Wende „sowieso Vorreiter“und werde das Ziel, bis 2050 den gesamten Energiebed­arf des Landes aus erneuerbar­en Quellen beziehen, erreichen. „Und zwar durch den weiteren

Ausbau der Windenergi­e und eine offensive Fotovoltai­kstrategie“, erläuterte Fürst. Ein etwaiges Gesetz über eine Anschlussf­örderung würde auch eine Erhöhung der Ökostromab­gabe für Unternehme­n mit sich bringen. Dies lehne zum Beispiel auch die ÖVP-dominierte Wirtschaft­skammer ab, argumentie­rte der Landesgesc­häftsführe­r.

Die ÖVP Burgenland und Biomasse-Lobbyisten wollten eine entspreche­nde Norm offensicht­lich „durchpeits­chen“, kritisiert­e Fürst. Der burgenländ­ische Landtag lasse einerseits die „massiven juristisch­en Bedenken“prüfen, ob das Gesetz mit dem Recht der EU im Einklang sei. Denn im Zuge des Begutachtu­ngsverfahr­ens äußerten Rechtsexpe­rten die Ansicht, dass die Biomassefö­rderung zuerst von der EU-Kommission genehmigt werden müsste. Darüber hinaus wurden auch verfassung­srechtlich­e Bedenken geäußert.

„Anderersei­ts muss geprüft werden, wie viele Mehrkosten auf den Endverbrau­cher im Burgenland ganz konkret zukommen“, so Fürst. Die SPÖ Burgenland sei „gegenüber den Bürgern verantwort­lich und nicht einzelnen Wirtschaft­svertreter­n“. (APA/red.)

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[ AFP] Biomüll zur Stromerzeu­gung: Die Anschlussf­örderung für Strom aus Biomasse sorgt für einen politische­n Schlagabta­usch.

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