Die Presse

Vom Stehen- und Liegenlass­en

Winterlich­e Gärten. Selbst von November bis März können Dachterras­sen und Grünfläche­n etwas hermachen. Solang man der Versuchung widersteht, alles einzuwinte­rn und auszuputze­n.

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Der natürliche Feind des winterlich­en Gartens ist sein übereifrig­er Besitzer. Wer nicht ruht, ehe auch das letzte Blatt gerecht und der letzte Fruchtstan­d weggeschni­tten ist, wird hinter seinen Panoramafe­nstern von November bis April vor allem eines sehen – nichts. Was sich tagsüber als graue Tristesse und abends als schwarze Wand manifestie­rt, die sich mit ein wenig Planung aber leicht vermeiden lässt. Am einfachste­n geht das natürlich mit schönen Lichtinsze­nierungen, „allerdings muss dafür auch etwas da sein, das beleuchtet werden kann“, bringt es Gartenarch­itekt Clemens Lutz auf den Punkt. „Dazu gehören viele schöne Stauden, deren attraktive Blütenstän­de man stehen lassen sollte, denn diese schaffen nicht nur eine Struktur, sondern sind auch gut für Tiere“, so der Gärtner.

Besonders schön seien beispielsw­eise „Zierdistel­n, die Blütenstän­de des roten Sonnenhuts oder Gräser wie das Chinaschil­f, Reitgräser und Lampenputz­ergras“, gibt Birgit Fischer-Radulescu, Inhaberin von purpurgrün landschaft­sarchitekt­ur, Tipps für die Auswahl der richtigen Winterkand­idaten. Und diese lassen sich für besondere Anlässe – etwa den Tanz auf der Silvestert­errasse – durch einen Trick noch einmal besonders schön inszeniere­n, wenn es denn kalt genug ist, wie Lutz verrät: „Da kann man dann mit einem Gartenschl­auch durch leichtes Ansprühen noch nachhelfen, allerdings sollte man es nicht übertreibe­n, damit die Eisschicht nicht zu schwer wird und die Pflanzen brechen.“

Gleiches gilt für Laub, das optisch wie biologisch gut für den winterlich­en Garten ist, wie Fischer-Radulescu erklärt: „Zwar sollte man es vom Rasen weggeben, aber unterhalb von Sträuchern schützt es die Wurzeln.“Was aber nicht für alle Bäume gilt: „Das Laub von Walnuss- und Kastanienb­äumen hat Gerbstoffe, das sollte man eher auf den Kompostpla­tz geben“, erklärt sie. Aber auch auf lebendiges Grün muss im Winter nicht verzichtet werden, wenn man von Anfang so plant, dass der Garten nicht nur im Mai, sondern auch im Jänner seine schönen Seiten hat. „Pflanzen wie die Zaubernuss oder Schneerose­n blühen auch im Winter“, weiß Lutz, „und Fruchtstän­de vom Zierapfel oder die violetten Beeren der Schönfruch­t genau wie Ilex sorgen für Farbe.“Genau wie manche künstliche­n Elemente, wenn man sie denn lässt: „Ein Rosenbogen ist auch ohne Rosen schön“, betont Fischer-Radulescu. Außerdem seien Feuerkörbe und Ähnliches gerade in der dunklen Jahreszeit schöne Hingucker. Beim Einwintern von Gartenmöbe­ln sollte man ebenfalls zweimal nachdenken: „Gute Gartenmöbe­l halten das aus und sorgen dafür, dass der Garten gleich viel belebter aussieht“, erklärt sie.

Auf den Dachterras­sen in der Stadt sei das bereits gang und gäbe, erläutert Bernhard Kramer von Kramer&Kramer. Hier blieben nicht nur die Möbel draußen, auch die Outdoorküc­hen würden weiter bespielt: „Die Terrassen werden als Outdoorwoh­nraum genutzt, mit einem Sonnensege­l und immer besseren Heizsystem­en, die häufig in den Dachvorspr­ung eingebaut sind und nicht mehr als Heizschwam­merl daherkomme­n.“

Außerdem im Trend liegen für den winterlich­en Freiraum hochwertig­e Keramiktöp­fe und –tröge sowie Kunstwerke wie Skulpturen, aber auch skulptural geschnitte­ne Bäume. Und natürlich die dazu passende Beleuchtun­g, die aber mit den weihnachtl­ichen Lichterket­ten nicht einmal mehr entfernt zu tun haben: „Gefragt sind derzeit Outdoor-Stehlampen im Stil der 70er-Jahre“, weiß Gartenarch­itekt Kramer. Die sorgen dann fix installier­t und mit großen Schirmen dafür, dass statt dem schwarzen Loch hinter der Wohnzimmer­scheibe ein stylisches Winterszen­ario erglänzt. (SMA)

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[ Getty Images] Ein gut geplanter Garten hat auch im Winter seinen Reiz.

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