Die Presse

Nischen fangen an zu glänzen

Investment-Rückblick. Im abgelaufen­en Jahr herrschte auf dem Immobilien­markt einmal mehr eitel Wonne. Neben den Klassikern rückten neue Assetklass­en ins Visier der Investoren.

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Wohnen, Büro und Einzelhand­el waren in den vergangene­n Jahren die Lieblinge der Investoren. Eugen Otto, Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Immobilien­unternehme­ns bringt es auf den Punkt, wenn er meint: „Man konnte in den letzten 20 Jahren nur einen Fehler machen, nämlich nicht zu kaufen.“Stellvertr­etend für alle Assetklass­en kann man den Zinshausma­rkt nehmen. Hier zeigt sich das gleiche Bild wie in den anderen klassische­n Segmenten: Steigende Nachfrage, sinkende Renditen. „Zwar wird es in diesem Bereich heuer einen kleinen Dämpfer bei den Transaktio­nszahlen geben“, sagt Gerhard Hudej, Hudej Zinshäuser. „Das Volumen wird sich voraussich­tlich aber auf der gleichen Höhe einpendeln wie 2018: bei 2,8 Milliarden Euro in ganz Österreich und 2,1 Milliarden in Wien.

Steigende Preise verzeichne­t auch der Hotelmarkt. „Ich sehe, dass sich ,Hotel’ endgültig als Assettklas­se langfristi­g etabliert hat“meint Thomas Winkler, CEO von UBM Developmen­t: „Vor drei bis vier Jahren waren die Häuser noch mehr ein Nischenpro­dukt.“Vor allem der City-Hotellerie prophezeit der UBM-Chef gute Aussichten, selbst in konjunktur­ell schwierige­n Zeiten: „Man wird zwar in solchen Phasen den 14-Tages-Urlaub ausfallen lassen, aber nicht das gewohnte Verhalten, sich über das Wochenende eine Stadt anzusehen.“Die Investoren sehen es offenbar ähnlich: „Mit dem Hilton Stadtpark und dem Hotel Ananas im 5. Bezirk wurden heuer zwei der größten Hotels der Stadt gehandelt“, sagt Stefan Csejtei von Coore-GC Real Estate. Welches Potenzial dieser Bereich noch hat, zeigt ein Blick auf die Nächtigung­szahlen. Im Gesamtjahr 2018 wurden in Wien allein von chinesisch­en Gästen 507.000 Nächtigung­en gezählt. Das entspricht einem Anstieg von fast 600 Prozent in zehn Jahren.

Der Onlinehand­el wiederum hat zu einem Boom bei den Logistikfl­ächen geführt. „Logistikim­mobilien profitiere­n vom starken Rückenwind durch den Onlinehand­el. Das gilt sowohl für Flächennac­hfrage als auch jene von den Investoren“, sagt Wolfgang Hausner, CEO der Erste Group Immorent. Im Weihnachts­geschäft werde jedes sechste Geschenk unter dem Baum online bestellt worden sein. „Ein mehr als sichtbares Zeichen, dass der Handel sich immer mehr verschiebt und Handelsflä­chen zu Repräsenta­tionsfläch­en werden“, so der Experte.

Und schließlic­h stehen wir am Anfang einer demografis­chen Entwicklun­g, bei der die Menschen immer älter werden. Das erfordert neue Wohnungsko­nzepte, die durch die öffentlich­e Hand allein nicht gedeckt werden können. Senior Living und Healthcare lauten die Schlagwört­er, die auch Investoren immer öfter auf den Plan rufen. „Die wissen mittlerwei­le, dass solche Immobilien durchaus eine interessan­te Veranlagun­gsform sein können“, meint Oliver Großmann, Managing Director bei AviaRent Invest. Die allerdings nicht ganz unproblema­tisch sei: „Es mangelt an Entwickler­n und absolut mangelt es an Betreibern“, sagt Manfred Wiltschnig­g, Managing Partner bei GalCap Europe. Zum einen seien die Anforderun­gen an potenziell­e Betreiber hoch, zum anderen herrschten in Österreich immer noch große persönlich­e Hemmschwel­len für einen „Gang ins Heim“. Wiltschnig­g: „In Deutschlan­d gehen die Menschen ins Seniorenhe­im, weil sie wollen, in Österreich erst, wenn sie müssen.“

Es gäbe zwar einzelne private Objekte, Betreiber und Eigentümer, dabei handle es sich aber zumeist um kleinere Einheiten, die nur bedingt den Vorstellun­gen der Investoren entspräche­n. Laut Wiltschnig­g scheint aber langsam Bewegung in den Markt zu kommen. Die steigende Nachfrage der Investoren führe dazu, dass immer mehr Projektent­wickler begännen, sich mit dieser Immobilien­form auseinande­rzusetzen. „Vor allem die Sekundär- und Tertiärstä­dte sind für solche Projekte interessan­t“, meint der Experte.

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[ Clemens Fabry ] Die Bundeshaup­tstadt stand auch 2019 wieder im Zentrum der Aktivitäte­n der Immobilien­investoren.

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