Die Presse

Neue Regierung macht halbe-halbe

Türkis-Grün. Mindestens die Hälfte des Regierungs­teams besteht aus Frauen. Karoline Edtstadler wird Europamini­sterin im Kanzleramt. Klimaschut­z geht an Leonore Gewessler. Integratio­n an Susanne Raab.

- VON THOMAS PRIOR UND IRIS BONAVIDA

Am Montag war das Personalpa­ket der ersten türkis-grünen Bundesregi­erung noch nicht ganz unter Dach und Fach. Aber eines bahnte sich schon an: Das Kabinett Kurz II wird mindestens so weiblich sein wie Brigitte Bierleins Beamtenreg­ierung, die zur Hälfte mit Frauen besetzt ist.

Drei Ministerin­nen sind bereits bestätigt: Die Grüne Leonore Gewessler, einst Geschäftsf­ührerin von Global 2000, wird Ministerin für Umwelt, Klimaschut­z, Verkehr und Infrastruk­tur. Susanne Raab, die als Leiterin der Integratio­nssektion im Außenminis­terium maßgeblich am Islamgeset­z oder am

Burka-Verbot mitgewirkt hat, übernimmt das neu geschaffen­e Integratio­nsminister­ium – mit dem Sebastian Kurz offenbar darlegen möchte, dass die ÖVP ihren restriktiv­en Migrations­kurs auch in einer Regierung mit den Grünen nicht verlassen wird. Die EU-Abgeordnet­e Karoline Edtstadler, ehemals Staatssekr­etärin im Innenminis­terium, wird Europamini­sterin im Kanzleramt.

Wer wird Außenminis­ter(in)?

Ob Alexander Schallenbe­rg dann im Außenamt bleibt, war vorerst offen. Eher nicht, hieß es. Als erste Verteidigu­ngsministe­rin Österreich­s ist Klaudia Tanner vorgesehen, derzeit Direktorin des niederöste­rreichisch­en Bauernbund­s. Wirtschaft­sministeri­n soll erneut Margarete Schramböck werden. Und Elisabeth Köstinger wird wahrschein­lich wieder Chefin eines – um die Umweltagen­den – abgespeckt­en Landwirtsc­haftsminis­teriums.

An die Grünen gehen vier Ministerie­n und ein Staatssekr­etariat. Fünf Posten also, die laut Parteistat­ut mehrheitli­ch mit Frauen besetzt werden müssen, wenn es sich um eine ungerade Zahl handelt. Werner Kogler als Vizekanzle­r und Leonore Gewessler sind gesetzt. Daher müssen mindestens zwei weitere Frauen zum Zug kommen: Alma Zadic´ wird als nächste Justizmini­sterin favorisier­t. Und Ex-Rektorin Eva Blimlinger könnte Kulturstaa­tssekretär­in im Vizekanzle­ramt werden. Dann wäre der Weg ins Sozialmini­sterium für Rudi Anschober, aktuell Landesrat in Oberösterr­eich, frei. Oder entscheide­t sich Werner Kogler am Ende doch für Astrid Rössler, von 2013 bis 2018 Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin in Salzburg?

Das Finanzmini­sterium jedenfalls geht an die ÖVP und Gernot Blümel. Innenminis­ter dürfte Karl Nehammer werden, derzeit noch Generalsek­retär der Volksparte­i. Und im Bildungsmi­nisterium steht Heinz Faßmann vor einem Comeback.

Fleischman­n als Medienbeau­ftragter

Die Medienpoli­tik bleibt im Bundeskanz­leramt, beim Kanzler selbst. Sebastian Kurz wird dafür einen Medienbeau­ftragten einsetzen, nämlich Gerald Fleischman­n, der seinen alten Job – Kommunikat­ionschef des ÖVP-Regierungs­teams – weitermach­en wird. Offen war zunächst, was mit den Frauenagen­den geschieht. In der Koalition mit den Freiheitli­chen kam die Frauenmini­sterin aus der ÖVP. Doch Juliane BognerStra­uß ist mittlerwei­le Landesräti­n in der Steiermark. Der Frauenante­il unter TürkisBlau betrug übrigens 37,5 Prozent.

Die letzte Verhandlun­gsrunde findet am Neujahrsta­g statt, danach wollen Sebastian Kurz und Werner Kogler ein Statement abgeben. Tags darauf, am 2. Jänner, soll das Regierungs­programm präsentier­t werden. Am Freitag beraten die ÖVP-Gremien, am Samstag ist dann der grüne Bundeskong­ress am Wort (siehe Bericht unten). Sollte Werner Kogler den Sanktus bekommen, könnte Türkis-Grün nächste Woche angelobt werden.

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