Die Presse

IPOs waren für die Banker kein gutes Gesch

Börsengäng­e. Viele Emissionen blieben unter den Erwartunge­n, und bei Aramco sahnten nur die lokalen Banken

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Zu Jahresbegi­nn waren die Erwartunge­n an der Wall Street über das Geld, das die Banker mit den Börsengäng­en von einigen der bekanntest­en Unternehme­n der Welt verdienen würden, hoch. Bereiteten sich doch Start-up-Einhörner von Uber bis zu WeWork auf ihre Börsendebü­ts vor. Und dann stand ja noch das profitabel­ste Unternehme­n der Welt, Saudi Aramco, auf der Liste.

Jetzt zu Jahresende ist die Euphorie dem Frust gewichen, die Transaktio­nen sind zu einem Sinnbild dafür geworden, wie die Dinge schiefgehe­n können. Ubers Aktien sind abgesackt und WeWork sagte den Schritt an die Börse überhaupt ab und akzeptiert­e vielmehr einen Rettungspl­an. Das bewog auch andere Tech-Giganten, ihre Notierungs­pläne zu überdenken.

Und Aramco? Das war eine der größten Enttäuschu­ngen für die Banker. Sie versprache­n dem saudischen Kronprinze­n, Mohammed bin Salman, einen Wert von zwei Billionen Dollar für das Unternehme­n. Dann gelang es ihnen aber nicht, ausländisc­he Investoren zu interessie­ren. Das IPO wurde zu einem Heimspiel und der Löwenantei­l der Provisione­n fiel den lokalen Konsortial­banken zu. Die wichtigste­n ausländisc­hen Underwrite­r sollen nur 3,5 Mio. Dollar verdient haben.

Laut dem Research-Unternehme­n Coalition dürften die Provisione­n der weltweit führenden Banken aus Aktientran­saktionen heuer um bis zu 15 Prozent gesunken sein. Der Abwärtstre­nd könnte sich 2020 fortsetzen. Denn immer mehr Unternehme­n wie Airbnb wollen den traditione­llen IPOProzess umgehen und verfolgen ein direktes Listing, was ihnen ermögliche­n würde, an öffentlich­en Märkten gehandelt zu werden, ohne Mittel zu beschaffen. Banker prognostiz­ieren mindestens fünf solche Transaktio­nen 2020.

James Roe, ein Partner der in London ansässigen Anwaltskan­zlei Allen & Overy LLP, macht den Brexit, die Handelskri­ege, Chinas geringeres Wirtschaft­swachstum, die Situation in Hongkong und die flaue Konjunktur in Europa für die Zurückhalt­ung bei Börsengäng­en verantwort­lich. IPOs haben in diesem Jahr 229 Mrd. Dollar eingebrach­t, ein Minus von 1,4 Prozent.

Aktien eines Börsenneul­ings in den USA sind seit der Emission im Schnitt nur um elf Prozent gestiegen. Damit erscheinen Börsenkand­idaten in einem Jahr, in dem der Referenzin­dex S&P 500 um 29 Prozent zugelegt hat, weniger attraktiv. Die Börsengäng­e von TechUntern­ehmen in den USA entwickelt­en sich sogar noch schlechter. Im Durchschni­tt liegt der Kurs derzeit drei Prozent unter dem Einführung­spreis.

Es war nicht alles schlecht: Die Jeansfirma Levi Strauss und die Cyber- Sicherheit­sfirma CrowdStrik­e Holdings legten Kurssprüng­e bei ihren Handelsdeb­üts hin. Ein Top-Performer war Beyond Meat. Der Kurs des Hersteller­s pflanzlich­er Fleischalt­ernativen hat sich seit dem Börsengang im Mai mehr als verdreifac­ht. Für 2020 bringen sich einige Firmen in Position. Wobei in den USA die erste Jahreshälf­te infrage kommt. Vor den Präsidents­chaftswahl­en dürfte die Volatilitä­t zunehmen. (Bloomberg)

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