Die Presse

Warten auf die Inhalte

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sein? Bringt es eine funktionie­rende Wirtschaft aus dem Tritt, oder setzt es neue Impulse? Welchen Kurs wird es im Fall einer neuen Migrations­welle fahren? Kosten die unvermeidl­ichen Kompromiss­e die beiden Parteien übermäßig viel Zustimmung in den eigenen Lagern, stürzen sie in Umfragetie­fs, werden sie in Regionalwa­hlen abgestraft? Das sind Fragen, die auch ein noch so schöner Koalitions­vertrag nicht wird beantworte­n können, sondern nur die Regierungs­praxis. Man darf gespannt sein.“

„Was von dem türkis-grünen Schultersc­hluss zu halten ist, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt schwer sagen. Solang nicht der Koalitions­pakt, die Inhalte auf dem Tisch liegen, gleicht jede Analyse der Lektüre des Kaffeesatz­es. (. . .) Von Türkis-Grün darf man einen neuen Blick auf die Herausford­erungen erwarten, die viel beschworen­e Versöhnung – welch abgedrosch­ene Formulieru­ng – von Ökologie und Ökonomie, einen ernsthafte­n, unaufgereg­ten Umgang mit allen Aspekten der Globalisie­rung (Jobs, Migration, Wirtschaft­sstandort, Finanzieru­ng unseres Lebensmode­lls, Angst des Mittelstan­ds vor sozialem Abstieg). Ob mit Türkis-Grün jedoch die Spaltung Österreich­s überwunden wird, ist nicht sicher.“ in den Sprachgebr­auch eingeschri­eben: situations­elastisch. Jetzt dürfte dieses Wort wieder in Verwendung kommen. ÖVP und Grüne gehen mit ihrem Pakt ein großes Wagnis ein. Sie haben einen grundversc­hiedenen PolitikAns­atz, standen sich oft diametral gegenüber. Nun wollen sie regieren. Gemeinsam. Trotz tragfähige­r Brücken und provisoris­cher Übergänge, die in den vergangene­n Wochen errichtet worden sind, wissen beide um die möglichen Bruchstell­en aufgrund ihrer je eigenen gesellscha­ftspolitis­chen Entwürfe. Drohen diese Bruchstell­en zur Gefahr zu werden, bedarf es einer kreativen Herangehen­sweise. Situations­elastisch dürften Werner Kogler und Sebastian Kurz dabei agieren.“

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