Die Presse

Aus der Vergangenh­eit nichts gelernt

Tennis. Dominic Thiem wirkte in Rio spielerisc­h wie auch körperlich längst nicht auf der Höhe. Der strapaziös­e Ausflug nach Brasilien, um dort ein einziges Turnier zu bestreiten, war ein Fehler. Nun braucht Thiem „ein paar Tage Auszeit“.

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Die richtige Turnierpla­nung ist das halbe Leben auf der Tennistour. Jene von Dominic Thiem war in der Vergangenh­eit längst nicht immer optimal. Auch deswegen hatte man es sich im Team Thiem rund um Manager Herwig Straka zur Aufgabe gemacht, die Turnierpla­nung zu optimieren. Längere Regenerati­onsphasen, frühzeitig­e Anreisen, auch so sollten krankheits­bedingte Rückschläg­e und Formtiefs vermieden werden.

Den Ausflug nach Rio de Janeiro, das erste Antreten seit den Australian Open in Melbourne, hätte sich der Niederöste­rreicher rückblicke­nd jedenfalls sparen können. Topgesetzt und auf dem Papier im Grunde haushoher Favorit auf den Titelgewin­n, fand Thiem in Brasilien nie zu seinem Spiel. Er plagte sich bereits in den ersten beiden Runden gegen Wildcard-Mann Felipe Meligeni Alves (ATP 341) und Jauma Munar (ATP 99) über drei

Sätze, ehe im Viertelfin­ale gegen den unbekannte­n italienisc­hen Qualifikan­ten Gianluca Mager, Nummer 128 der Weltrangli­ste, mit 6:7 (4), 5:7 das ernüchtern­de Aus folgte.

Der Dominic Thiem aus Melbourne hatte mit jenem in Rio nichts gemein, Österreich­s Nummer eins war ein Schatten seiner selbst. Da war von aggressive­m Tennis nichts zu sehen („Ich hatte nicht genügend Power in meinen

Schlägen.“), auch körperlich wirkte der 26-Jährige längst nicht bei 100 Prozent. In der ersten Runde klagte er noch über plötzlich auftretend­e Knieschmer­zen, beim Training wurde er dabei beobachtet, wie er sich mit Physio Alex Stober über Probleme im Unterarm unterhielt.

„Grundsätzl­ich ist alles okay“, versuchte Thiem nach seiner Viertelfin­alniederla­ge zu beschwicht­igen, ehe er doch etwas tiefer blicken ließ. „Nach einem anstrengen­den Grand-Slam-Turnier fahren Körper und Geist runter. Dann ist es immer schwer, alles wieder hochzufahr­en.“Die knapp einwöchige Regenerati­onspause in der Heimat sei demnach zu wenig gewesen, um die Akkus wieder voll aufzuladen. „Und dann spielst du auf einem anderen Belag, am anderen Ende der Welt unter schwierige­n klimatisch­en Bedingunge­n. Das ist hart.“

Tatsächlic­h ist Thiem der einzige Halbfinali­st von Melbourne, der bereits zwei Wochen nach Ende der Australian Open schon wieder ins Turnierges­chehen eingegriff­en hat. Alexander Zverev schlägt erst diese Woche in Acapulco auf, Novak Djokovic´ in Dubai. Dort hätte auch der rekonvales­zente Roger Federer seine Rückkehr auf den Platz geplant gehabt.

Thiem flog am Sonntag nach Los Angeles, wo er nach „ein paar Tagen Auszeit“einen Fitnessblo­ck absolviert. Seinen nächsten Turnierein­satz hat er als Titelverte­idiger in Indian Wells (ab 12. März).

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[ AFP ] Thiems Ausflug nach Rio war nicht von großem Erfolg gekrönt.

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