Bedingungen für Reisestorno
Tourismus. Wer bald nach Italien reisen will, den dürften die aktuellen Meldungen zum Coronavirus verunsichern. Gratis Storno gilt nur im Extremfall – oft müssen Urlauber auf Kulanz hoffen.
Reiseveranstalter berichten von einer Häufung von Anfragen, aber keiner Panik. „Bis dato ist es recht ruhig“, sagt Eva Maria Lesiak, Sprecherin des Veranstalters Springer Reisen, der Reisen nach Italien anbietet. Wie etwa zum Karneval nach Venedig am vergangenen Samstag. Die Teilnehmer wollten trotz des Coronavirus allesamt fahren. Doch die Urlaubssaison steht erst vor der Tür. Beim Verkehrsbüro hat man einen Krisenstab eingesetzt, der die Lage laufend analysiert. „Wir schauen uns ganz genau an, welche Leute vor Ort sind und ob wir jemanden zurückholen müssen“, sagt Sprecherin Andrea Hansal. Es gebe zahlreiche Anfragen von Kunden. Ihnen bietet man an, Verkehrsbüro-Reisen nach Italien, mit einer Rückreise bis inklusive 31. März, kostenfrei zu stornieren.
Etwa ein Dutzend Ortschaften in der Lombardei und in Venetien (Norditalien) wurden gesperrt und sind nicht erreichbar. Abgesehen davon empfehlen Experten, abzuwarten und die Situation zu beobachten. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) rät jenen, die eine Pauschalreise gebucht haben, Kontakt zum Reiseveranstalter aufzunehmen. Generell gilt: Pauschalreisende sind besser abgesichert als Individualreisende. Wer eine Pauschalreise gebucht hat, hat ein kostenloses Rücktrittsrecht, wenn am Zielort „außergewöhnliche Umstände“auftreten, sagt VKI-Juristin Cornelia Kern. Dazu gehören Krieg, Unruhen oder eben der Ausbruch einer schweren Krankheit wie der durch das Coronavirus.
Ein Indiz dafür, dass solche außergewöhnlichen Umstände vorliegen, sei eine offizielle Reisewarnung des Außenministeriums. Derzeit gibt es eine partielle Reisewarnung für China, sie gilt für die Provinz Wuhan, von wo aus sich das Coronavirus ausgebreitet hat. Für Italien gibt es keine Reisewarnungen. Auch wenn seitens des Reiseveranstalters erhebliche Änderungen am Programm vorgenommen werden, gilt laut VKI das Recht auf kostenfreies Storno.
Bei individuellen Reisen sei man auf das Entgegenkommen der Anbieter vor Ort angewiesen, sagt Kern vom VKI. Ausnahme: Wenn das Hotel im Sperrgebiet liegt und nicht erreichbar ist, heißt es vom Mobilitätsclub ÖAMTC. Wer seine Reise aus Angst absagt, obwohl sein Hotel erreichbar ist, muss das auf eigene Kosten tun. Beim Reiseveranstalter TUI rechnet man nun mit einer „abwartenden Haltung“bei Italien-Buchungen, sagt Sprecherin Kathrin Limpel. Bisher habe man bei den Buchungen noch nichts gespürt. Urlaube in Griechenland und der Türkei seien ohne Besorgnis angetreten worden. Auch Asien-Reisen seien bislang „ganz normal“gelaufen.
Nach dem Ausbruch der Krankheit bot die Austrian Airlines (AUA)
China-Reisenden an, ihren Flug einmalig auf der gleichen Strecke umzubuchen oder zu stornieren. Die AUA hat ihre Flüge nach Peking und Shanghai bis 28. März eingestellt. Nach Italien fliegt man wie geplant, „weil wir aktuell keine Beeinträchtigung für die Sicherheitslage sehen, weder für die Passagiere noch für die Crew“, sagt Sprecher Leonhard Steinmann. Wer seinen Italien-Flug stornieren will, muss das auf eigene Kosten tun.
Die österreichische Staatsbahn ÖBB bietet nach eigenen Angaben täglich rund 20 Zugverbindungen von und nach Italien an. Kunden können Italien-Tickets bis einschließlich Mittwoch kostenfrei stornieren, hieß es am Montag. Und auch bei den ÖBB wurde ein eigener Einsatzstab zum Thema Coronavirus eingerichtet – um auf Änderungen rasch reagieren zu können. Die beliebtesten Reisedestinationen der Österreicher außerhalb Österreichs sind laut Statistik Austria Italien, Deutschland, Kroatien und Spanien.