Modi buhlt um Trump: „Gast ist Gott“
Indien/USA. Beim Staatsbesuch des US-Präsidenten umschmeichelt ihn Indiens Premier. Trump setzt ein Zeichen, das China in die Schranken weisen und zugleich US-Inder daheim umgarnen soll.
Allein dafür hatte sich die 17-stündige Anreise über 13.000 Kilometer mit Zwischenstopp an der deutschen US-Militärbasis Ramstein, nahe der pfälzischen Heimat der Trumps, gelohnt: Zum Sonnenuntergang hatten Donald Trump und seine Frau Melania das Taj Mahal, das Unesco-Weltkulturerbe in Agra, am Montagabend als romantische Kulisse ganz für sich allein – abgesichert von ein paar Dutzend Sicherheitsbeamten. Nicht nur die Touristen waren ausgesperrt, ein indischer Vorbereitungstrupp hatte auch die Affenhorden vom Areal des Mausoleums vertrieben.
In Vorfreude hatte der US-Präsident von einem Empfangskomitee von bis zu zehn Millionen Menschen in Ahmedabad, der Hauptstadt des indischen Bundesstaats Gujarat, schwadroniert und einen Tweet in Hindi abgesetzt. Gastgeber Narendra Modi, der indische
Premier und ein eifriger Twitterer, antwortete: „Der Gast ist Gott.“
Vor einem halben Jahr hatte ihm Trump im Football-Stadion im texanischen Houston vor 50.000 Amerikanern indischer Herkunft einen begeisterten Empfang bereitet und ihn als indischen Elvis bezeichnet: „Howdy, Modi.“Nun revanchierte sich der Hindu-Nationalist, der jüngst in Delhi bei Lokalwahlen eine empfindliche Niederlage erlitten hatte und mit Protesten wegen des umstrittenen Staatsbürgerschaftsgesetzes und Diskriminierung von Muslimen konfrontiert ist, mit einer Einladung zum Staatsbesuch und einem Auftakt im größten Cricketstadion der Welt. „Hallo, Trump“, lautete das Motto.
Dass Trump Cricketspieler und Bollywood-Schauspieler falsch aussprach, tat nichts zur Sache – ebenso wenig, dass zwei „Washington Post“-Reporter in ihrem Buch
„A Very Stable Genius“neulich enthüllt haben, dass Modi Trump für einen „unseriösen Mann“hält, dem nicht zu trauen sei. Jetzt umschmeichelt Modi ihn und richtet auch ein Staatsbankett aus.
Zehntausende Modi-Anhänger, manche sogar mit Trump-Masken, säumten die mit Trump-Transparenten drapierten Straßen. 100.000 füllten das Stadion in Ahmedabad, der Heimat des Premiers. Eine neue „Trump-Mauer“setzt dem Slum Grenzen. Trump absolvierte auch eine Stippvisite im Ashram des Nationalheiligen Mahatma Gandhi, in dem er auch ins Handwerk des Webens eingeführt wurde.
Es fehlte nicht an Lobpreisungen beim Treffen der Führer der größten Demokratien der Welt. Trump würdigte das „Wunder der indischen Demokratie“. Er schwelgte: „Amerika liebt Indien. Und Amerika wird immer ein Freund des indischen Volks sein.“Anders als im Vorfeld angekündigt blieb ein Appell für Religionsfreiheit in der halbstündigen Rede aus. Frenetischer Beifall brandete jedoch auf, als er versprach, mit dem indischen Erzfeind Pakistan gegen den Terrorismus vorzugehen. Nach Anschlägen propakistanischer Gruppen in Kaschmir hatte die Regierung in Delhi dem Bundesstaat vorerst die Autonomierechte entzogen.
Indessen dämpfte der Präsident Erwartungen für einen Handelsdeal in großem Stil mit Indien und vertröstete auf die Zeit nach der US-Wahl im November. Modi sei ein „sehr harter Verhandler“, konstatierte Trump. Ein Abschluss steht allerdings bereits fest: Indien kauft 24 Sea-HawkKampfhubschrauber im Wert von rund 2,5 Milliarden Dollar.
Es ist ein Signal an Russland, vor allem aber an China, das mit seiner Seidenstraße-Initiative und dem Engagement auf dem indischen Subkontinent – in Sri Lanka, Bangladesch, Nepal und nicht zuletzt in Pakistan – Indien in der Region sukzessive in die Defensive drängt. Es liegt im geostrategischen Interesse der USA, die Position Indiens zu festigen. Auf Plakaten prangten Slogans wie „Zwei starke Nationen, eine große Freundschaft“.
Der Trump-Besuch in Indien ist eine der wenigen Auslandsreisen des Präsidenten im Wahljahr 2020 – und er ist auch an die Wahlgruppe der rund vier Millionen Amerikaner mit indischen Wurzeln gerichtet. Während die Inder die Politik Trumps immerhin zu 50 Prozent guthießen, haben die indischen Amerikaner 2016 mehrheitlich für Hillary Clinton gestimmt. Fotos mit Modi und mit dem Taj Mahal im Hintergrund könnten indes Eindruck machen und einige vielleicht umstimmen.