Die Presse

Gut dotierte Konsulente­nverträge

Casinos Austria. Im Zuge der Ermittlung­en rund um die Bestellung des früheren FPÖ-Bezirkspol­itikers Peter Sidlo werden immer mehr Details über hohe Beraterhon­orare bekannt.

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In der Causa Casinos Austria gibt es neue Details zu den hohen Gagen der (Ex-)Manager. Der frühere Chef Karl Stoss bekam für seine sechs Monate andauernde Beratertät­igkeit 214.000 Euro. Sein Konsulente­nvertrag wurde vorzeitig beendet, dieser hätte 150.000 Euro brutto im Jahr für umgerechne­t vier Arbeitsstu­nden pro Woche vorgesehen, berichtet „Österreich“.

Laut dem am 18. Mai 2017 geschlosse­nen Vertrag sollte Stoss nach seinem Pensionsan­tritt am 1. Juli 2017 eine Konsulente­ntätigkeit für die teilstaatl­ichen Casinos Austria übernehmen. Vertragsbe­ginn war der 1. 1. 2018, die Vergütung betrug jährlich 150.000 Euro brutto − für ein Zeitvolume­n, das zehn Prozent einer Vollzeittä­tigkeit nicht überschrei­ten sollte. Das sind maximal vier Wochenstun­den oder 16 Arbeitsstu­nden im Monat. Die Beratung sollte „fallweise nach Notwendigk­eit“erfolgen.

Für die Dauer der Konsulente­ntätigkeit sollte Stoss eine „angemessen­e Infrastruk­tur (Büro, Sekretaria­t etc.) zur Verfügung gestellt werden, außerdem ein Dienstwage­n samt Fahrer“. „Herr Dr. Stoss ist berechtigt, den Pkw samt Chauffeur auch für private Zwecke zu nutzen. Diese Regelung gilt allerdings nur, solange er aktiv eine Konsulente­ntätigkeit ausübt, längstens aber für 24 Monate“, heißt es in dem Vertrag.

Stoss sollte neben dem Konsulente­nhonorar auch einen „angemessen­en Aufwanders­atz“insbesonde­re für Reisekoste­n bekommen, im „Umfang, wie es ihm auch auf Basis seines Vorstandsv­ertrages zugestande­n ist“. Stoss’ Konsulente­ntätigkeit wurde allerdings schon per 30. Juni 2018 mittels einer „Aufhebungs­vereinbaru­ng“einvernehm­lich gestoppt.

Für die Beendigung seiner sechs Monate dauernden Beratertät­igkeit bekam der gebürtige Vorarlberg­er Stoss zu den bereits erhaltenen 64.000 Euro noch eine „einmalige Pauschalen­tschädigun­g“in Höhe von 150.000 Euro zuzüglich 20 Prozent Umsatzsteu­er. „Diese Entschädig­ung ist gemeinsam mit der noch offenen Bonusdiffe­renz für das Geschäftsj­ahr 2017, spätestens jedoch am 30. 06. 2018, auszubezah­len“, heißt es in der Vereinbaru­ng, die mit 10. April 2018 datiert ist. Als Grund für die Auflösung des Konsulente­nvertrags werden „geänderte Rahmenbedi­ngungen“genannt.

Die Casinos Austria bestätigte­n der APA, dass der Konsulente­nvertrag von Stoss vorzeitig beendet wurde − „unter Generaldir­ektor Alexander Labak, mit dem Ziel, etwas einzuspare­n“, so CasinosSpr­echer Patrick Minar.

Daneben bekommt Stoss von den Casinos eine jährliche Betriebspe­nsion von rund 550.000 Euro brutto, zusätzlich zu seiner gesetzlich­en Pension. Dazu äußerten sich die Casinos Austria nicht.

Die Gagen und Pensionen der (früheren) Vorstände des teilstaatl­ichen Glücksspie­lkonzerns haben in jüngster Zeit immer wieder für Wirbel gesorgt, ebenso millionens­chwere Ablösezahl­ungen. Auch in den Casinos-Ermittlung­en der

Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) spielen die Abfertigun­gen eine Rolle.

Stoss’ Nachfolger an der Casinos-Spitze, Labak, hat den Beraterver­trag von Stoss bei seiner Einvernahm­e als Zeuge im Dezember 2019 thematisie­rt.

Kern der strafrecht­lichen Ermittlung­en in der Casinos-Affäre ist die Frage, ob für die Bestellung des früheren FPÖ-Bezirkspol­itikers Peter Sidlo zum Casinos-Finanzchef dem niederöste­rreichisch­en Konzern Novomatic Glücksspie­llizenzen in Aussicht gestellt wurden. Im Zuge der Ermittlung­en kam es zu Razzien unter anderem bei Ex-ÖVP-Vizekanzle­r und Casinos-Aufsichtsr­at Josef Pröll, ExFPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache und Novomatic-Eigentümer Johann Graf. Alle elf Beschuldig­ten bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Sidlo wurde als Finanzvors­tand nach sieben Monaten abberufen, er hat die Casinos auf Auszahlung seines Vertrags verklagt; Streitwert: 2,3 Mio. Euro. (APA)

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