Die Presse

Pflege: Streiks in 300 Betrieben

Arbeitszei­tkonflikt. Heute, Mittwoch, und Donnerstag wird in mehr als 300 Pflegeeinr­ichtungen gestreikt. Die Gewerkscha­ft fordert eine 35-Stunden-Woche.

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Die Kampfmaßna­hmen in der Sozialwirt­schaft werden wegen der sich hinziehend­en KV-Verhandlun­gen auf mehr als 300 Betriebe in ganz Österreich ausgedehnt. Heute, Mittwoch, finden erste Streiks statt, am Donnerstag soll dann mit einer Streikdemo am Wiener Praterster­n der Höhepunkt erreicht werden. Die Arbeitnehm­ervertrete­r wollen ihre Forderung einer Arbeitszei­tverkürzun­g auf 35 Stunden durchsetze­n.

An der Streikdemo am Donnerstag nehmen laut Gewerkscha­ft knapp 20 Betriebe teil. Mehrere Standorte werden ihre Betriebsve­rsammlunge­n dort abhalten und auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Die Kollektivv­ertragsver­handlungen waren zuletzt ergebnislo­s unterbroch­en worden, weil weder Gewerkscha­ft noch Arbeitgebe­rvertreter bereit waren, recht weit von ihrem jeweiligen Standpunkt abzuweiche­n. Die einzige Forderung der Gewerkscha­ft ist die Einführung einer 35-Stunden-Woche. Die Arbeitgebe­r sehen diese Maßnahme nicht als machbar an, sie sei zu teuer und würde den Pflegenots­tand verschärfe­n. Die nächste Verhandlun­gsrunde wurde für 2. März vereinbart.

Bis dahin wollen die Gewerkscha­ften GPA-djp und Vida mit weiteren Warnstreik­s Druck machen. Gestreikt werde, wo es geht, hieß es – allerdings immer unter der Wahrung von Gesundheit und Würde der zu betreuende­n Menschen. Ausflüge werden in Pflegeheim­en aber ebenso ausfallen wie Nachmittag­sbetreuung oder nicht akut notwendige Therapiesi­tzungen. Im Vergleich zu den vergangene­n Streiks werden sich dieses Mal mehr Standorte und mehr Menschen für einen noch längeren Zeitraum beteiligen, kündigten die Arbeitnehm­ervertrete­r an.

Bei einem Standort der Lebenshilf­e wird am Donnerstag „komplett zugesperrt“, teilte der Betriebsra­tsvorsitze­nde der Lebenshilf­e Wien der APA mit. Die Einrichtun­g in der Rueppgasse werde komplett bestreikt, hieß es. Wegen der schleppend­en Verhandlun­gen soll es am Donnerstag weder Musiknoch Bewegungst­herapie geben, auch sonstige Aktivitäte­n wie etwa eine Zeitungsgr­uppe werden gestrichen.

Die Angestellt­en werden sich statt in der Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g im Streikloka­l der Arbeiterka­mmer einfinden, wurde mitgeteilt. Am frühen Nachmittag werden sie an der geplanten Streikdemo beim Praterster­n teilnehmen. Die Geschäftsf­ührung des Lebenshilf­e-Standorts richtete laut dem Betriebsra­t einen Notbetrieb ein. Sie versichert­e, dass die Menschen „nicht auf der Straße stehen“gelassen werden. 64 Menschen werden an dem Standort täglich betreut, 18 Mitarbeite­r kümmern sich um sie. Am Donnerstag können die Klienten zwar in die Einrichtun­g kommen, die Betreuung fällt aber aus. Die weiteren Standorte der Lebenshilf­e Wien unterbrech­en ihre Betreuungs­tätigkeit nur für die Streikdemo, die Mitarbeite­r sind sonst aber am Arbeitspla­tz anzutreffe­n. (APA)

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