Schlag für geschwächte AUA
Interview. Peter Michorl ist der Dirigent im Mittelfeld des Lask. Vor dem Europa-League-Rückspiel spricht der 24-Jährige über die Titelchance, Fehler der Vergangenheit und den Traum vom Ausland.
Das AUA-Sparpaket dürfte beschleunigt werden.
Die Presse: Im Sommer 2019 haben Erfolgstrainer Oliver Glasner und der beste Stürmer, Joao˜ Victor, den Klub verlassen. Warum funktioniert der Lask trotzdem?
Peter Michorl: Nach vier Jahren Oliver Glasner waren da schon Fragezeichen: Wer kommt? Und was kommt auf uns zu? Glasner hatte ein System verankert, aber wir Spieler wussten auch nach seinem Abgang, dass wir einen guten Fußball spielen können.
Glasers Nachfolger, Valerien´ Ismael,¨ hat wenig verändert. Woran lässt sich seine Handschrift dennoch erkennen?
Unter Glasner haben wir über Jahre das Pressing einstudiert, das überragend greift. Ismael¨ hat uns im Ballbesitz weiterentwickelt. Wir haben uns damit in der Vergangenheit öfters schwergetan, das wusste auch die Konkurrenz. Heute sind wir mit dem Ball schon viel besser. Das Werkl läuft einfach. Wenn es noch zwölf Runden läuft, könnte man erstmals seit 1965 Meister werden. Wann beginnt der Lask nachzudenken?
Wir wissen schon ganz genau, wer unser Gegner in der Meisterschaft und auch im Cup-Halbfinale ist. Wenn du Salzburg ärgern willst, dann musst du nicht nur in den direkten Duellen bestehen, sondern auch praktisch alle anderen Spiele gewinnen. Ganz ehrlich, wir schauen weiter nur von Spiel zu Spiel. Das ist keine Phrase.
Die Mannschaft scheint irrsinnig homogen, in sich ruhend.
Wir haben ein riesiges Selbstbewusstsein entwickelt. Es ist für jeden Gegner schwer, gegen uns zu bestehen, weil wir uns nicht einfach ein Spiel aufzwingen lassen. Dieses Wissen haben wir. Wenn wir aber auch nur ein Prozent nachlassen, dann kann es schnell in die andere Richtung gehen. Auch das ist uns vollauf bewusst.
Kann die Dreifachbelastung mit Meisterschaft, Cup und Europa League zum Problem werden?
Wir sehen das nicht als Deifachbelastung, das ist eine Dreifachbelohnung. Und das 4:1 gegen St. Pölten hat gezeigt, dass wir Ausfälle verkraften können. Wir können jeden Spieler eins zu eins ersetzen.
Sie waren bis 2014 bei der Austria, galten als Talent. Aufgeblüht sind Sie erst beim Lask. Warum?
Es lag zum großen Teil an mir selbst. Ich war körperlich und psychisch damals einfach noch nicht so weit, obwohl ich schon als 15-Jähriger mit der Kampfmannschaft der Austria mittrainieren durfte. Das ist mir zu Kopf gestiegen. Ich hab’ gedacht, es geht immer nur bergauf, habe mich zu sehr auf mein Talent verlassen. Gerüchte, wonach die Wiener Sie im Sommer zurückholen wollten, zerschmetterte Austria-Sportchef Ralf Muhr: „Kein Bedarf.“
Ich bin zu Hause auf der Couch gesessen, als Muhr dieses Interview gegeben hat. Kein Bedarf, das ist schon hart. Ich meine, das war eine unglückliche Aussage, Muhr war immer ein Förderer von mir.
Gab es ein einschneidendes Erlebnis? Wie haben Sie den Turnaround geschafft?
Die Erleuchtung kam mit dem Wechsel zum Lask und der Person Oliver Glasner. Ich hatte ein Einzelgespräch mit ihm. Dass ich einen guten linken Fuß habe und ein guter Fußballer bin, das wusste ich, aber Glasner hat mir klipp und klar gesagt, dass das allein nicht reicht. Schon gar nicht für den Stil, den er spielen lässt. Am Ende hat es nur an mir gelegen.
Dass Sie mit 18 Vater geworden sind, hat Sie schneller erwachsen werden lassen.
Ich hatte plötzlich eine Familie zu ernähren, musste Verantwortung übernehmen. Meiner Entwicklung als Mensch und Fußballer hat das rückblickend richtig gutgetan. Einzug ins Europa-League-Finale oder Meistertitel: Wofür würden Sie sich entscheiden?
Meistertitel. Von einem Finaleinzug kann man sich nichts kaufen.