Neos wollen Kulturgüter restituieren
Per Gesetz sollen die Rückgabe und der Aufbau von Museen in afrikanischen Ländern organisiert werden.
Per Gesetz sollen die Rückgabe kolonialer Raubkunst aus Afrika und der Aufbau von Museen in afrikanischen Ländern organisiert werden.
Die Diskussion um die Rückgabe kolonialer Raubkunst aus Afrika hat nun endgültig auch Österreich erreicht. Im Parlament schlägt sie am Donnerstag in Form eines Entschließungsantrags der Neos auf, in dem unter anderem ein Bekenntnis Österreichs zur Restitution von Kulturgütern problematischer Herkunft aus Zeiten des Kolonialismus gefordert wird.
Restitution, damit hat Österreich schon einige Erfahrung gesammelt – doch gibt es Unterschiede zwischen der Wiedergutmachung für Opfer des NS-Regimes und der Aufarbeitung von Raubkunst aus dem Kolonialismus. Zum einen, weil man bei der NSRestitution meist einzelne Personen oder Familien als ursprüngliche Eigentümer ausmachen konnte. Zum anderen, weil die Nationalsozialisten mit ihrer Bürokratie Verzeichnisse hinterließen, wem was abgenommen wurde.
Im Fall afrikanischer Kulturgüter ist das nicht ganz so einfach. Weil zum Beispiel gar nicht klar ist, mit wem man überhaupt über Restitution sprechen kann – da es manche Stämme oder Staaten zum Teil gar nicht mehr gibt. Und weil bei vielen Stücken, die in europäischen Museen und anderen Institutionen liegen, die Herkunft nicht so einfach nachvollziehbar ist.
„Nicht alles zurückgeben“
Ein Problem, das Henrike Brandstötter, Neos-Sprecherin für Entwicklungszusammenarbeit, nicht sieht: „Europäer denken oft, sie brauchten klassische Institutionen als Gegenüber. Die entstehen in vielen afrikanischen Staaten aber gerade erst wieder.“Sie fordert in dem Antrag, dass sich Österreich zunächst zur Restitution bekennt und dann versucht, die Partner für Verhandlungen zu benennen.
Wie viel Raubkunst aus Afrika in Österreich überhaupt zu finden ist, ging kürzlich aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos hervor. Demnach lagern im Weltmuseum allein in der Sammlung „Afrika südlich der Sahara“36.249 Artefakte, von Alltags- und Gebrauchsgegenständen über Waffen und Schilde bis zu Masken, Figuren und Malereien. Kleinere Mengen an Objekten gibt es auch im Technischen und Naturhistorischen Museum.
Wobei Restitution nicht bedeute, dass man alles zurückgeben müsse: „Die Länder wollen gar nicht alles zurück“, so Brandstötter, „aber zentrale Artefakte müssen zurückgegeben werden.“Dafür müsse man halt einiges in die Provenienzforschung investieren – „und das ist ein umfassend aufwendiger und teurer Prozess“.
Finanziert werden soll dieser den Vorstellungen der Neos nach durch die Entwicklungszusammenarbeit. Dass diese von derzeit 0,26 auf 0,7 Prozent des BIPs erhöht werden soll, steht sogar im türkis-grünen Regierungsprogramm. „Damit sollte man unter anderem Museen in afrikanischen Ländern bauen und Kuratoren finanzieren“, so Brandstötter – um den Menschen Zugang zu ihrem kulturellen Erbe zu ermöglichen. „Da könnte Österreich zeigen, wie man moderne Entwicklungszusammenarbeit macht.“Ein Vorbild dabei könnte Frankreich sein, das unter Präsident Emmanuel Macron 2018 einen Expertenbericht zur kolonialen Raubkunst anfertigen ließ und damit einen neuen Umgang mit dem Erbe des Kolonialismus einleitete. Unter anderem wurden bereits mehrere Kunstwerke aus dem Pariser Musee´ du Quai Branly an die Republik Benin übergeben.