„Berlin ist nicht Wien“: Söder geht auf Grüne los
Politischer Aschermittwoch. Am „größten Stammtisch der Welt“wird bierselig gegen die Konkurrenz gepoltert. Jenseits der bayrischen Grenzen setzt sich das Schaulaufen der CDU-Kandidaten fort. Sie sammeln erste Unterstützer.
Am Politischen Aschermittwoch sind derbe Schenkelklopfer nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Das Publikum giert in bierseliger Stimmung nach verbalen Schlägen auf die Konkurrenz, zumal am „größten Stammtisch der Welt“, in der Dreiländerhalle zu Passau, wo Bayerns CSUMinisterpräsident Markus Söder das Fernduell um die markigsten Sprüche eröffnete.
Also witzelte Söder bald über die linke SPD-Doppelspitze, Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken, auch über deren Aussehen, und über Kevin Kühnert, den SPDDrahtzieher im Hintergrund. Er nennt das Trio „Tick, Trick und
Track“. Was SPD-Chefin Esken verleitet, bei ihrem AschermittwochsAuftritt im 20 Kilometer entfernten Vilshofen die CDU/CSU-Führung mit den Panzerknackern zu vergleichen. Kalauer aus der Welt von Donald Duck. Da wie dort.
Aber die meiste Zeit arbeitet sich Söder an den Grünen ab. Im März sind Kommunalwahlen. Und wie bei der Landtagswahl 2018 könnten die Grünen der CSU viele Wähler abjagen. Söder schimpft über grüne Verbote und Belehrungen, die „den Mief der 80er-Jahre“atmeten: Die Grünen wollten „nix Neues, viel Altes, immer das Gleiche“. Berlin sei auch nicht Wien, die deutschen Grünen seien mit ihrem Programm nicht „koalitionsfähig“. Söder hat zuletzt freilich selbst grün geblinkt, auch medienwirksam Bäume umarmt, wobei die schon das einzige Grüne seien, das er umarme, wie Söder witzelt. Buhrufe gab es in Passau übrigens für CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer, der nach dem Pkw-MautDebakel intern angezählt ist.
Nun fiel der Aschermittwoch in eine schwere Zeit. Der rechte Terror von Hanau steckt der Republik in den Knochen. Hinzu kommt die Führungskrise in der CSUSchwesterpartei CDU, die einen neuen Chef sucht, der auch Kanzlerkandidat der Union werden soll. Wobei Söder da auf „Augenhöhe“mitreden will: „Ohne die CSU wird es keinen Kanzlerkandidaten geben.“Natürlich wird spekuliert, Söder könnte selbst auf Merkels Erbe schielen. Er widerspricht. Er sei Ministerpräsident: „Ich kann nicht anders und ich will nicht anders.“
Jenseits Bayerns Grenzen setzte sich das Schaulaufen der Kandidaten für den CDU-Vorsitz fort. Nordrhein-Westfalens Regierungschef, Armin Laschet, trat just im Sauerland, der Heimat seines Rivalen Friedrich Merz, auf, der aber nicht zu Hause war, weil er im politischen Krisengebiet Thüringen seine Aschermittwochsrede hielt.
Beide sammeln prominente Unterstützer: Im Norden sprach sich Schleswig-Holsteins CDU-Ministerpräsident, Daniel Günther, für Laschet aus, im Südwesten, in Baden-Württemberg, wird öffentlich Merz favorisiert. Nur für den dritten Kandidaten, Norbert Röttgen, fand sich noch kein Fürsprecher.