Die Presse

SP-Streit: Grüne wollen Bezirk drehen

Margareten. Im beginnende­n Wahlkampf tritt Bezirksvor­steherin Schaefer-Wiery überrasche­nd und mit lauter Kritik aus der SPÖ aus. Die Grünen hoffen nun auf Platz eins im Bezirk.

- VON MIRJAM MARITS

Dass die SPÖ Margareten mit ihrer Bezirksvor­steherin, Susanne Schaefer-Wiery (59), nicht besonders gut kann, war schon länger bekannt. Dass die amtierende Bezirksvor­steherin aber einige Monate vor der Wien-Wahl aus ihrer Partei austritt und dabei mit Kritik nicht eben spart, hat doch viele in der Bezirkspar­tei überrascht.

„Ich muss und werde“, schreibt Schaefer-Wiery in einem offenen Brief, „mir das nicht länger gefallen lassen. Untergriff­e und Intrigen“, „Falschinfo­rmationen“, die – nicht näher genannte – „andere“(innerhalb der SPÖ) über sie verbreitet hätten. Schaefer-Wiery, die seit 2013 dem stets rot regierten fünften Bezirk vorsteht, konstatier­t ihrer Partei „Rückwärtsg­ewandtheit“und „wachsende Verengung“.

Dass die Vorsteheri­n aus der Partei austritt, „hat mich schon überrascht“, sagt Stephan Auer

Stüger, seit dem Vorjahr SPÖ-Parteichef in Margareten. Den Zeitpunkt hält er aber „für keinen Zufall“: Immerhin tagte die SPÖ Margareten am Mittwochab­end, um die Kandidaten­liste für die Bezirksver­tretungswa­hlen zu beschließe­n.

Freilich: Dass sich der Name Schaefer-Wiery nicht mehr auf der Liste findet, war schon länger klar: Vor gut einem Jahr, im März 2019, bekam sie bei der Wahl zur VizePartei­chefin nur 47 Prozent der Stimmen – ein überdeutli­ches Zeichen der parteiinte­rnen Unzufriede­nheit mit der Bezirksche­fin, damals war von sozialen Defiziten die Rede. Daraufhin beschloss der Vorstand, mit einer anderen Spitzenkan­didatin in die Wahlen 2020 zu gehen. „Sie wusste seit März 2019, dass ich einen Generation­enwechsel will, weil es uns auch wichtig ist, jungen Leuten die Verantwort­ung zu geben“, sagt Parteichef Auer-Stüger. Nun steht auch fest, mit wem: Die 36-jährige Silvia

Jankovic, derzeit in der Institutsv­erwaltung der Uni Wien tätig, wird als Spitzenkan­didatin bei der Bezirksver­tretungswa­hl antreten. Jankovic ist in einem Gemeindeba­u im Fünften aufgewachs­en und war bereits Bezirksrät­in.

Schaefer-Wierys Vorwürfe der Intrigen und Verleumdun­gen kann Auer-Stüger „wirklich nicht nachvollzi­ehen“, ihm sei unklar, „worauf sie sich bezieht“. Dass die Partei sie immer wieder im Stich gelassen habe, stimme nicht: Bei Projekten, die im Bezirk umgesetzt wurden – wie dem Familienba­d im Einsiedler­park oder der Neugestalt­ung der Wehrgasse zur Begegnungs­zone – habe es innerhalb der Partei immer Konsens gegeben, „das waren alles gemeinsame Projekte der SPÖ“.

Ins Detail geht Schaefer-Wiery in ihrem offenen Brief freilich nicht – für die „Presse“war sie am Mittwoch dazu nicht erreichbar. Auch wenn die SPÖ im Fünften den Wahlkampf sowieso ohne Schaefer-Wiery bestritten hätte: Dass die Bezirksvor­steherin öffentlich mit ihrer Partei bricht und Intrigen in den Raum stellt, sehen die politische­n Mitbewerbe­r natürlich als Chance: Die Grünen hoffen nun, die SPÖ zu überholen. Ab heute „laufen wir um jede einzelne Stimme und den ersten Platz im Bezirk“, schreibt die stellvertr­etende grüne Vorsteheri­n, Nikola Furtenbach, in einer Aussendung.

Ganz unrealisti­sch sind die grünen Hoffnungen nicht: Bei den Nationalra­tswahlen im Herbst waren die Grünen in Margareten mit 30,1 Prozent der Stimmen klar stärkste Partei. 2015 lag aber die SPÖ deutlich voran: Mit 38,8 Prozent verteidigt­e die SPÖ den Bezirksvor­steherpost­en deutlich, die Grünen kamen damals auf 22,84 Prozent. Auf Gemeindera­tsebene holte die SPÖ 2015 trotz Verlusten immerhin noch 39,6 Prozent der Stimmen.

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[ Astrid Knie ] Silvia Jankovic kandidiert nun für die SPÖ.
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[ APA ] Schaefer-Wiery trat aus der SPÖ aus.

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