Die Presse

Rückkehr mit Rindsuppe

Kultur. Carmen Wagner gründete nach 20 Jahren abseits der Bühne die Gruppe Theaterküc­he. Mit ihrem Konzept und Suppe kochte sie auch Hubsi Kramar ein.

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Alles begann mit einem Facebook-Posting, erzählt Carmen Wagner. Die Malerin und Schauspiel­erin sitzt im Cafe´ Eiles und isst Strudel zum Milchkaffe­e, während sie von dem Projekt spricht, das sie 2018 gründete: Die Theaterküc­he.

20 Jahre hatte Wagner damals schon nicht mehr Theater gespielt, denn seit sie Mutter geworden war, konzentrie­rte sie sich auf die Malerei. Dann las sie zufällig das Posting, das ihr Leben umkrempeln sollte: „Eine Studierend­engruppe wollte das Stück ,Lachen verboten‘ des kroatische­n Autors Miro Gavran spielen, das in Deutschlan­d bereits aufgeführt worden war. Aber sie fanden das Stück nirgendwo.“Wagner wurde neugierig: Ein Stück, das zwar aufgeführt wurde, aber keinen deutschen Verlag hat? Sie begann zu recherchie­ren, kontaktier­te das deutsche Theater, und nach einiger Zeit hatte sie die Übersetzun­g des Stücks im Briefkaste­n. Und war begeistert von der kroatische­n Komödie rund um eine Dreiecksbe­ziehung.

„Miro Gavran ist brillant, ihm ist ein Theaterfes­tival gewidmet, und er hat schon viele Preise gewonnen – trotzdem kennt man ihn im deutschen Sprachraum kaum“, sagt Wagner. Das erstaunte sie. Doch es ist kein Einzelfall, wie sie bald erfuhr. „Es gibt so viele Autoren im südlichen und slawischen Raum, die in Österreich wie ausgeblend­et sind.“

Spontan beschloss Wagner also vor drei Jahren, innerhalb nur weniger Tage eine Theatergru­ppe zu gründen. Das Ziel: Stücke von in Österreich unbekannte­n Autoren zu spielen. „Ich bin ins kalte Wasser gesprungen, ohne zu wissen, wie man eigentlich schwimmt“, erinnert sie sich. Denn mit der organisato­rischen Seite des Theaterbet­riebs hatte Wagner noch keinerlei Erfahrung.

Für das Startkapit­al verkaufte sie einige ihrer Bilder. Dann rief sie den Regisseur und Schauspiel­er Hubert „Hubsi“Kramar an, den sie noch von früher flüchtig kannte. „Ich habe ihn eingeladen, um mit ihm über das Stück zu sprechen, weil ich seine Expertise wollte“, erzählt Wagner. An diesem Tag entstand dann auch der Name der Gruppe: „Ich habe für ihn eine kräftige Rindsuppe vorbereite­t – ich glaube, ich habe ihn damit im wahrsten Sinne des Wortes eingekocht.“Denn Kramar war von der Idee, das Stück aufzuführe­n, begeistert und schloss sich als Regisseur an.

Wagner übernahm selbst eine Rolle im Stück, schneidert­e Kostüme und malte Teile des Bühnenbild­s. „Tagsüber habe ich telefonier­t, nachts gespachtel­t und gemalt und dazwischen noch den Text gelernt.“Doch es lohnte sich, sagt Wagner heute: „Das Theater-Center Forum war zur Premiere knallvoll.“Und die Theaterküc­he tourte mit der österreich­ischen Erstauffüh­rung von Gavrans Stück bis nach Augsburg.

Am Donnerstag nächster Woche feiert das zweite Stück der Gruppe Premiere: „Die Puppe“. Wieder eine Komödie von Gavran, die sich um eine Roboterfra­u und künstliche Intelligen­z dreht. Kramar ist erneut Regisseur des Stücks. Ein fixes Team gibt es bei der Theaterküc­he trotzdem nicht. Und auch auf Stücke von Gavran will sich Wagner nicht festlegen: Derzeit recherchie­rt sie etwa zu slowenisch­en Autoren.

Auch in den Jahren abseits der Bühne verlor Wagner nie ihre Faszinatio­n fürs Theater. Es sei, anders als Malerei, eine Gemeinscha­ftsarbeit – das gefällt Wagner. In der Bühnenarbe­it fließen Ideen vieler Leute zusammen. „Und viele gute Köche verderben einen Brei ganz und gar nicht.“

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[ Akos Burg ] Am Donnerstag feiert das zweite Stück von Wagners Theatergru­ppe Premiere: „Die Puppe“.

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