Rendi-Wagner: „Ja sicher bin ich am 1. Mai Parteichefin“
Interview. Die SPÖ-Chefin setzt auf die „Basis“.
Nein, den Wechsel in die Politik bereut sie nicht. Aber es stört Pamela Rendi-Wagner auch nicht, dass sie „im Wirtshaus wie auf Facebook“mehr auf das Coronavirus und weniger auf die SPÖ angesprochen wird: „Die Menschen bringen mich wegen meiner Vortätigkeit natürlich mit dem Thema in Verbindung“, so die Tropenmedizinerin und Ex-Sektionschefin.
Als SPÖ-Chefin sind ihre Tage dagegen gezählt – sagen die Auguren (s. Artikel oben). Rendi-Wagner nimmt es gelassen: „Ja sicher“werde sie am 1. Mai noch Parteichefin sein. Dass schon über ihre Nachfolge spekuliert werde, sei genau der Grund, warum sie die Vertrauensfrage stelle. Damit das jahrzehntelange parteiinterne Hickhack aufhöre. Dass der Wiener wie auch andere Landeschefs angekündigt haben, nicht für die Befragung zu mobilisieren, versteht sie nicht. „Die Befragung ist eine Chance für die SPÖ, auch für den Wahlkampf in Wien, weil es notwendig ist, die Fenster aufzumachen und die Partei durchzulüften. Aus meiner Sicht gibt es keinen falschen Zeitpunkt, die Mitglieder zu befragen und ernst zu nehmen.“Spitz fügt sie hinzu: „Mein Ziel ist, dass die Stimmen jener gehört werden, die nicht so laut sind und nicht jeden Tag die Möglichkeit haben, ein Interview zu geben.“
Die Chefin und die Basis gegen die Parteigranden also? Das ist das Bild, das Rendi-Wagner zeichnet. Wie viele müssen aber teilnehmen, damit die Basis vernehmbar spricht? Reichen (magere) 20 Prozent wie zuletzt? „Das Ziel ist, mehr zu schaffen“, sagt sie. Und platziert noch eine Spitze in Richtung Landeschefs: „Die Beteiligung zeigt auch, wie mobilisierungsfähig die Partei als solche ist.“Dass sie mit der Vertrauensfrage die Befragung gekapert und die Inhalte verdrängt habe, findet Rendi-Wagner nicht: „Ich sehe keinen Widerspruch. Die Befragung gibt allen die Möglichkeit, über Inhalte zu reden, und alle sind gefordert, das zu tun.“
Eine prozentuelle Schmerzgrenze hat sie nicht öffentlich fixiert, aber: „Für mich persönlich habe ich eine klare Vorstellung.“Jedoch beschäftige sie sich nicht mit einem Plan B: „Das Ganze ist keine Privatsache, ich habe eine große Verantwortung übernommen. Die trage ich.“Einen abrupten Abgang a` la Kern schließt sie jedenfalls aus: „Das hätte ich ohne Mitgliederbefragung schon machen können, und ich tue es nicht.“