Familienbonus hilft Kleinverdienern wenig
Studie. Während die Mittelschicht profitiert, erhalten auch nach der Reform bis zu 166.000 Kinder nichts.
Kleinverdiener bleiben beim Familienbonus auch nach der von ÖVP und Grünen vereinbarten Reform benachteiligt. Das ergibt eine Berechnung des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung in Wien.
Der von ÖVP und FPÖ im Vorjahr eingeführte Familienbonus reduziert die Lohn- und Einkommensteuer um bis zu 1500 Euro pro Kind und Jahr. Da es sich um einen Steuerbonus handelt, können aber nur jene profitieren, die ein entsprechend hohes Einkommen haben. Nach der türkis-grünen Adaptierung des Bonus werden die Geringverdiener zwar etwas besser aussteigen. Bis zu 166.000 Kinder würden aber weiterhin nicht vom Familienbonus profitieren, ergab der Bericht des Zentrums, über den „Der Standard“berichtete.
Wer weniger als 1500 Euro oder gar keine Lohnsteuer bezahlt, erhält auch keine Steuergutschrift. Ausnahme: Für Alleinverdiener oder Alleinerzieher gibt es einen Kindermehrbetrag von 250 Euro pro Jahr. 180.000 Kinder profitieren derzeit nicht von der Maßnahme.
ÖVP und Grüne haben im Regierungsprogramm unter dem Titel „Armutsbekämpfung“nun angekündigt, sowohl den Familienbonus (auf 1750 Euro) als auch den Kindermehrbetrag (auf 350 Euro) zu erhöhen. Letzterer wird auch auf alle Arbeitnehmer ausgedehnt, womit auch schlecht verdienende Paare (nicht nur Alleinverdiener) erfasst werden.
Damit werden künftig zwar 14.000 Kinder mehr vom Familienbonus profitieren, allerdings werden weiterhin 166.000 Kinder (neun Prozent) nichts erhalten. Dies deshalb, weil weiterhin ausgeschlossen bleibt, wer mindestens 330 Tage im Jahr Arbeitslosengeld, Mindestsicherung oder Grundversorgung bezogen hat.
Ohne diese Regelung würde die Zahl der Ausgeschlossenen auf 121.000 sinken, heißt es in der Studie. Den Kindermehrbetrag erhalten demnach zehn Prozent, acht Prozent erhalten den Familienbonus eingeschränkt und 72 Prozent der Kinder voll. „Der Familienbonus bleibt auf die Mittelschicht zugeschnitten“, so das Fazit der Studie.
Familienministerin Christine Aschbacher (ÖVP) verteidigte die Reformpläne beim Familienbonus und sieht darin „ein Erfolgsmodell“. Der Familienbonus reduziere sowohl Ungleichheit als auch Armutsrisiko, so Aschbacher. Aktuell begünstige er 80 Prozent der Familien. Zukünftig würden es über 90 Prozent aller Familien in Österreich sein. SPÖFamiliensprecherin Petra Wimmer forderte die Auszahlung eines Familienbonus von 1750 Euro pro Jahr und Kind – unabhängig vom Einkommen. (APA)