Tour mit dem Dorfpolizisten
Krimi. Rita Falk bringt mit Christian Tramitz ihre Provinzkrimis nach Wien. Ein Gespräch über Doppelhaushälften und warum Franz und Susi nicht heiraten.
Nun schafft er es sogar bis nach Wien: Franz Eberhofer, der sich irgendwo zwischen Dorfpolizist und unbeirrbarem Mordermittler einordnen lässt, der sein überschaubares Leben so liebt, dass er jegliche Änderung darin boykottiert.
Er ist auch in Österreich bestens bekannt. Autorin Rita Falk hat mittlerweile zehn Eberhofer-„Provinzkrimis“geschrieben. Sie verkauften sich millionenfach. Die ehemalige Sekretärin, die im Burn-out zu schreiben begonnen hat, zählt zu den Bestsellerautoren im deutschsprachigen Raum. Von Eberhofer und den anderen (nicht minder amüsanten) Protagonisten im fiktiven niederbayrischen Niederkaltenkirchen gibt es mittlerweile sechs Filme (mit Sebastian Bezzel als Eberhofer und dem Österreicher Simon Schwarz als Rudi in den Hauptrollen).
Neuzugang ist quasi die Lesetour, auf die sich der Eberhofer nun begibt: mit Rita Falk, Moderator Florian Wagner und Schauspieler Christian Tramitz, der „dem Franz“(übrigens sehr gekonnt) seit Anbeginn in den Hörbüchern seine Stimme leiht.
Das Programm? „Was bisher geschah“, sagt Falk im Interview mit der „Presse“. Immerhin begleite sie der Eberhofer seit zehn Jahren. „Ich habe da sehr viel erlebt. Egal ob mit dem Filmteam, mit Fans oder bei Lesungen“, sagt sie und spricht auch im wirklichen Leben so bayrisch und bodenständig, wie man den Ton aus ihren Büchern kennt. „Es wird ganz viel aus dem Nähkästchen geplaudert.“
Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass Falk selbst auf der Bühne steht. Sie leidet unter Lampenfieber. So sehr, dass sie am Anfang ihrer Karriere um eine Tischdecke bitten musste, „damit niemand im Zuschauerraum sieht, wie meine Knie schlottern“. Das hat sie mittlerweile besser im Griff. Was soll auch passieren? „Sie können im schlimmsten Fall mit Tomaten schießen, aber das war’s dann.“
Das wird wohl eher nicht passieren. Wobei das Programm sogar spontan entschieden wird. Je nachdem, wie das Publikum gestimmt sei, werde mehr gelesen, erzählt oder mit dem Publikum gesprochen. Dabei wird es spannend sein, Christian Tramitz einmal als Eberhofer zu sehen und nicht nur zu hören. Warum nicht er die Rolle in den Filmen spiele, werde Falk oft gefragt: „Das ist eine einfache Rechenaufgabe: Der Christian Tramitz ist für die Rolle leider zu alt. Weil wenn der
Christian den Eberhofer im Film gespielt hätte, dann hätten wir keine Oma gefunden“, sagt Falk, die Tramitz für „unschlagbar“in den Hörbüchern hält. „Im Film ist der Bezzel super. Er ist der geborene Eberhofer.“
Die Figur ist an die Arbeit ihres Mannes angelehnt, der 40 Jahre lang bei der Polizei war (ehe er erst vor Kurzem seine Tätigkeit aufgegeben hat, um seine Frau zu unterstützen). „Mein Mann und ganz viele Kollegen sagen, der Eberhofer ist so, wie sie gerne wären, wenn sie denn dürften. Als mein Mann vor 40 Jahren bei der Polizei angefangen hat, da war auch noch alles lockerer. Wenn einer besoffen mit dem Rad gefahren ist, dann hat man dem die Luft aus dem Reifen gelassen und ihn heimgeschickt. Heute ist das nicht mehr so. Gerade die jungen stehen unter einem wahnsinnigen Erfolgsdruck.“Ganz so ernst darf man den Eberhofer, der schon einmal seine Waffe zieht, wenn jemand die Oma beleidigt, also nicht nehmen. Ein „sehr sympathischer Macho, und das auch nicht aus Überzeugung“, so beschreibt Falk ihre Krimifigur.
Wobei ja die Fans immer interessiert, wohin es den Franz treiben wird. Ziemlich sicher nicht in ein konventionelles Leben mit seiner Freundin Susi. „Dann schreib ich über ein Ehepaar im mittleren Alter, mit einem Sohn, das auf dem Land in einer Doppelhaushälfte lebt. Gibt es etwas Langweiligeres?“So viele Menschen würden so leben. „Wollen die wirklich lesen, wie sie leben? Das ist so fern jeglicher Fantasie und von jedem Spaß.“
Überhaupt sehe sie die beiden nicht als klassisches Paar. „Die reiben sich aneinander, die können nicht miteinander, die können nicht ohne einander, das muss man auch ein bisschen spannend halten. Ich glaube, die zwei verheiratet, das wäre der Tod der ganzen Geschichte.“
Fest steht aber, dass es weitergeht. Auch wenn sie immer wieder Ideen für andere Bücher hätte. Aber zu groß sei der Zuspruch der Fans weiterzumachen, zu wohl fühle sie sich in Niederkaltenkirchen: „Ich will die Leute da draußen fröhlich machen.“