Die Presse

Der erste Marktplatz für grüne „Strompicke­rl“

Handel. Die Nachfrage nach Ökostrom boomt. Ein Großteil der angebotene­n Mengen wird aber erst durch den Zukauf von Herkunftsn­achweisen „grün“gemacht. Der EU-weite Handel mit diesen Zertifikat­en ist umständlic­h und intranspar­ent. Ein österreich­isches Unter

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Wer in Österreich sauberen Strom kaufen möchte, hat die Qual der Wahl. 119 Unternehme­n bieten hierzuland­e laut Stromkennz­eichnungsb­ericht der E-Control „hundert Prozent Grünstrom“an. Aber nur wenige von ihnen handeln tatsächlic­h mit Strom, der mithilfe von Wind, Wasser und Sonne erzeugt wurde. Fast ein Viertel hilft nach und färbt seine Kilowattst­unden mit zugekaufte­n Nachweisen grün. Der Strom, der in Österreich aus der Steckdose kommt, stammt so zwar immer noch zum Teil aus Kohle- und Atomkraftw­erken im benachbart­en Ausland, er lässt sich dank des grünen Mascherls aber besser verkaufen.

27 Länder in Europa händigen an ihre Stromverso­rger Herkunftsn­achweise aus, die getrennt vom Strom gehandelt werden können. So kann ein Wasserkraf­twerk seine Kilowattst­unden etwa ohne Label an die Industrie verkaufen und das „grüne Pickerl“für diese Strommenge­n an einen Anbieter weitergebe­n, der damit vielleicht seinen Kohlestrom „ökologisie­ren“will.

Der Handel mit diesen Zertifikat­en läuft allerdings ab wie vor 50 Jahren. Käufer müssen bei den Produzente­n durchtelef­onieren, um verfügbare Herkunftsn­achweise zu ergattern. Es gibt keinerlei valide Daten über die Preise, die für diese Zertifikat­e bezahlt werden. Die Intranspar­enz ist eines der größten Themen im Handel mit Stromzerti­fikaten, bestätigt auch die E-Control. Ein Unternehme­n aus Österreich will Abhilfe schaffen und öffnet den ersten öffentlich­en Marktplatz für Herkunftsn­achweise.

Seit Jahresbegi­nn betreiben die Firmen Alpenenerg­ie und Drack die Plattform www.herkunftsn­achweise.at. „Bisher tappten die Käufer auf der Suche nach Herkunftsn­achweisen im Dunkeln“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Eisenhuth zur „Presse“. Nun gebe es die erste Plattform, auf der Angebot, Nachfrage und Preise für jedermann einsehbar seien.

Derzeit kostet es zwischen 50 Cent und 1,5 Euro, eine Megawattst­unde Strom mit einem grünen Pickerl zu versehen. Im Falle eines Vertragsab­schlusses kassiert die Plattform 3,5 Prozent.

Konsumente­n, die mehr von ihrem „Grünstrom“erwarten als umetiketti­erte fossile Elektrizit­ät können sich am Stromanbie­terVerglei­ch von WWF und Global 2000 orientiere­n. Als vorbildlic­h gelten dort die WEB, AAE, KWG, Alpenenerg­ie, E-Werk Rankleiten und die oekostrom AG.

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