Die Presse

Die Kicker und der Kardinal

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E rst die Chinesen, dann die Lombarden.“Noch regiert in Rom Schadenfre­ude, dass rings um Mailand das Virus grassiert. Groß ist die Häme über die „Preußen Italiens“, die auf den Süden, den „Stiefel“, hinabschau­en – der für sie in der Hauptstadt beginnt, Hochburg der Bonzen und Bürokraten. Arrogant blickt die „ewige Stadt“auf die „zweite Stadt“. Hat nicht Beppe Sala, Bürgermeis­ter der „Geistersta­dt“Mailand, Premier Conte angefleht, die Museen zu öffnen? „Mailand muss wieder zu neuem Leben erwachen.“

Es ist die Zeit der starken Männer – und, naturalmen­te, der starken Worte. Attilio Fontana, Regionalpr­äsident der Lombardei aus den Reihen der rechten Lega, ist hochaktiv in seiner Privat-Quarantäne. Sein Padrone, der Ur-Mailänder Matteo Salvini, fordert eine Regierung der nationalen Einheit. Wo steckt eigentlich Silvio Berlusconi, Chef der Forza und Ex-Boss des AC Milan, der es mittlerwei­le bei Monza in der zweiten Liga billiger gibt? Und wie steht es mit den Kickern selbst, den Rossoneri (AC) und Nerazzurri (Inter)?

Am Sonntag spielen sie vor leerer Galerie: Milan in Turin gegen Juventus, die „alte Dame“, ohne Kulisse. Che tristezza! Als würde der Kardinal im Dom vor leeren Bänken predigen. Immerhin: Beim AC spielt – als Reserve – jetzt wieder ein großer Name, ein Maldini in dritter Generation. Bella figura, finalmente. (vier)

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