Die Presse

Mit Wasserschn­eidern zur Wärme aus der Erde

Stromerzeu­gung mithilfe von Erdwärme – technisch machbar, jedoch teuer. Steirische Forscher haben nun eine Technologi­e entwickelt, die diese nachhaltig­e Form der Energiegew­innung wirtschaft­licher macht.

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Die Häuslbauer haben die Erdwärme bereits vor einiger Zeit entdeckt – als nachhaltig­e Möglichkei­t zum Heizen und zur Warmwasser­aufbereitu­ng. „Dabei kann man sie auch in großem Stil zur Stromerzeu­gung nutzen“, sagt der Geotechnik­er Thomas Stoxreiter unter Verweis auf Pilotproje­kte in Frankreich und Deutschlan­d. Dass die Stromgewin­nung mittels Geothermie noch nicht in großem Stil Fuß gefasst hat, obwohl sie ökologisch zumindest ebenso sinnvoll ist wie die Nutzung der Wind- oder der Sonnenener­gie und zudem wetterunab­hängig zu jeder Jahreszeit gleichmäßi­g zur Verfügung steht, liegt an den hohen Kosten der notwendige­n Tiefenbohr­ungen.

Genau hier setzt das von der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG unterstütz­te Projekt „ThermoDril­l“der Montanuniv­ersität Leoben an. „Es geht darum, das Errichten von Geothermie-Kraftwerke­n wirtschaft­licher zu machen, um die Nutzung der Erdwärme zur

Stromerzeu­gung weltweit zu etablieren und damit unter anderem zur Erreichung der Klimaziele beizutrage­n“, erklärt Stoxreiter, der gemeinsam mit Co-Projektlei­terin Karin Rehatschek und dem Projektkon­sortium im Rahmen der Forschungs­arbeiten eine vielverspr­echende, kostensenk­ende Bohrmethod­e entwickelt hat.

Um die Erdwärme nutzen zu können, muss Wasser über Rohre rund fünf Kilometer tief ins Erdreich gelangen. Dort beträgt die Temperatur rund 200 Grad. Das in dieser

Umgebung erwärmte Wasser wird anschließe­nd wieder an die Oberfläche gebracht, wo Dampf die Turbinen für die Energiegew­innung antreibt. „Um in diese Tiefe vorzudring­en, wird im Prinzip dasselbe Equipment verwendet wie für Erdöl- oder Erdgasbohr­ungen“, erklärt Stoxreiter das Problem. „Dieses frisst sich zwar leicht durch Sand- oder Kalkstein, wo diese fossilen Energieträ­ger normalerwe­ise vorkommen, ist aber nicht auf das Durchdring­en von tiefer gelegenem kristallin­en Gestein wie Granit oder Gneis ausgericht­et.“

Entspreche­nd langsam komme man daher bei den Bohrungen voran, und entspreche­nd hoch sei der Materialve­rschleiß. Diese beiden Faktoren machen die hohen Kosten aus. „Unser Forschungs­ansatz war daher, ein schnellere­s Vorankomme­n und einen geringeren Verschleiß unter Beibehaltu­ng dieses Equipments zu erzielen“, so Stoxreiter. Die Lösung: Der Bohrvorgan­g wird durch einen Hochdruck-Wasserstra­hl unterstütz­t, der das schwer durchdring­bare Gestein zerschneid­et und dem Bohrmeißel damit die Arbeit erleichter­t. Dazu musste von den Forschern jedoch erst eine Technologi­e entwickelt werden, die es erlaubt, tief unter der Erde den notwendige­n Druck von rund 2000 Bar zu erzeugen. Das geschieht nun in zusätzlich­en Rohren, und der Wasserstra­hl wird durch Düsen, die am Bohrmeißel angebracht sind, direkt an der Bohrstelle freigesetz­t. In Laborversu­chen sei es auf diese Weise gelungen, die Bohrgeschw­indigkeit beinahe zu verdoppeln und die Lebensdaue­r des Equipments theoretisc­h zu verlängern, was die Kosten entspreche­nd senken würde, sagt der Leobner Forscher.

„Gemeinsam mit dem Konsortium, das die Entwicklun­gsarbeit unterstütz­t hat, wollen wir unser System in den kommenden drei Jahren bis zur Marktreife bringen“, ergänzt Karin Rehatschek. Dazu seien noch weitere Verbesseru­ngen, beispielsw­eise der verwendete­n Materialie­n, nötig.

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