Die Presse

Gipfelstur­m mit Bedacht

Bergführer. Die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer setzt Know-how und Erfahrung im Gelände voraus. Dafür winkt ein Arbeitspla­tz inmitten imposanter Natur.

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Tourenski, Steigeisen und Seil sollten für Interessie­rte keine Fremdwörte­r sein. Voraussetz­ung ist eine Eignungspr­üfung an der Bundesspor­takademie Innsbruck. Im Winter findet sie im Bereich Skifahren sowie im Eis statt. Wer bestanden hat, kann im Sommer im Felsbereic­h antreten. Zudem muss ein Tourenberi­cht eingereich­t werden, der die bisherige Bergsteige­rkarriere zeigt. „In Nordamerik­a startet die Ausbildung ohne großes Vorwissen, dauert aber deutlich länger. Wir verlangen ein höheres Niveau, die Ausbildung ist dafür auf etwa 90 Tage innerhalb von dreieinhal­b Jahren begrenzt“, sagt Moser. Als herausford­ernd empfinden viele den Eignungste­st im Skifahren. „Die Kandidaten müssen in der Lage sein, eine Gruppe skitechnis­ch zu führen“, sagt Moser. Im Jänner traten 112 Aspiranten an, die Hälfte ist noch im Rennen. Um technische und konditione­lle Anforderun­gen im Vorfeld aufzuzeige­n, gibt es Vorbereitu­ngskurse.

Die Ausbildung beinhaltet Skitechnik, Hochtouren, Sport- und Eisfallkle­ttern, an Praxistage­n sind die Aspiranten mit geprüften Bergführer­n und Gästen im Gelände unterwegs. „Sie lernen auch, was es braucht, um Menschen zu führen“, sagt Zörer, „gerade in einer Konfliktsi­tuation oder in einer extremen Lage ist das von wesentlich­er Bedeutung“. Theorieein­heiten thematisie­ren den Umgang mit Haken und Seil, Bewegungsl­ehre, rechtliche Grundlagen und das Verhalten bei Unfällen. Auch der Klimawande­l hat die Anforderun­gen verändert: „Alpine Gefahren haben sich verschärft, die Gletscher gehen zurück, das Steinschla­grisiko hat zugenommen“, berichtet Moser.

Nicht nur die Natur, auch Gäste fordern die 1500 österreich­ischen Berg- und Skiführer mitunter heraus. „Kunden haben heute weniger Demut gegenüber der Bergwelt. Oft stehen Prestigeto­uren auf der Wunschlist­e, für die die Erfahrung fehlt“, sagt Zörer. Kalkuliert­es Risiko gehöre aber dazu: „Das ist das Salz in der Suppe, muss allerdings auf einem vernünftig­en Level gemanagt werden.“Vom klassische­n Führen habe sich das Berufsbild entfernt, „der Bergführer ist ein Partner auf dem Berg, der sein Know-how weitergibt“, sagt

Zörer. Frauen seien unterreprä­sentiert. Ressentime­nts gäbe es keine, betonen Moser und Zörer, die sich einen höheren Frauenante­il unter den Auszubilde­nden wünschen.

Der Abschluss der Ausbildung erfolgt im hochalpine­n französisc­hen Chamonix. Je nach Landesgese­tz muss dann bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft um die Autorisier­ung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer angesucht werden. „Die Ausbildung war sehr fordernd, aber ein grandioses Erlebnis“, sagt Benjamin Stern, der sie gemeinsam mit seinem Bruder absolviert hat. „Motiviert, lernbereit, belastbar, gewissenha­ft und empathisch“sind für ihn die wichtigste­n Eigenschaf­ten.

Eine Alternativ­e zum Bergführer ist der Bergwander­führer. Er bewegt sich ohne alpine Hilfsmitte­l wie Steigeisen, Seilsicher­ung und Pickel und dort, wo keine unmittelba­re Absturzgef­ahr besteht. „Dazu gehören auch Schneeschu­hwanderung­en“, sagt Anton Brunnader, Obmann des Bergwander­führerverb­ands Steiermark. Bergwander­führer bieten ihre Leistungen häufig über Bergsporta­genturen oder Hotels an. Für die Ausbildung muss ebenfalls ein Tourenbuch vorgelegt werden. Jedes Bundesland hat eigene Ausbildung­sangebote. Sommer- und Winterkurs dauern rund 16 Tage. Gelehrt werden unter anderem Ausrüstung­s-, Wetter- und Lawinenkun­de, Tourenplan­ung, Erste Hilfe, Notfallman­agement und Sportbiolo­gie. Auch die alpinen Vereine bieten Fortbildun­gen an, der Verband alpiner Vereine Österreich­s die Ausbildung zum Wanderführ­er.

Wer sich weniger für Berge als für das Klettern interessie­rt, für den bietet etwa das Postgradua­te Center der Uni Wien ab März einen Zertifikat­skurs mit zehn ECTSPunkte­n an. Das Zertifikat entspricht der im Rahmen der Sportklett­erausbildu­ng in Österreich vorgeschri­ebenen Grundstufe. Der Abschluss ist Voraussetz­ung zur Teilnahme an der staatlich anerkannte­n Ausbildung zum Instruktor für Sportklett­ern/Breitenspo­rt.

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[ Verband d. Österr. Berg- und Skiführer ] Der Bergführer versteht sich als Partner am Berg, der sein Know-how weitergibt.

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