Performance in der Peepshow
Künstler wie Alicia Edelweiss, Clara Luzia und Maxi Blaha sollen im Kultursalon Guckloch spielen.
Kultur und Prostitution haben in Zeiten von Corona einiges gemeinsam. Vor allem, dass es große Einschränkungen und Verbote gibt. Künstler, die nicht auftreten können. Sexarbeiterinnen, die nicht arbeiten dürfen. Das alles garniert mit viel Unsicherheit, wie es weitergehen soll. Und so entstand die Idee, etwas aus beiden Welten zusammenzuspannen.
Gekommen ist sie Verena Randolf bei zwei Ereignissen. Das erste war, als sie nach ihrem Umzug an einer Peepshow in Wien-Neubau vorbeiging. „Als Kärntner Unschuld hatte ich zunächst keine Idee, was Kabinensex überhaupt ist“, erzählt sie. Das zweite war die mittlerweile legendäre – im negativen Sinn – Pressekonferenz der mittlerweile Ex-Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek. „Da war meine Reaktion: Echt jetzt?“Und schließlich vermischten sich die beiden Themen. Warum nicht Künstler in einer Peepshow auftreten lassen? Das müsste doch eigentlich coronakonform sein.
Gemeinsam mit Petra Gradwohl und Stefan Strahammer, die ein Design Studio betreiben, machte sie sich an das Projekt „Kultursalon Guckloch“. Da war zunächst ein Gespräch mit dem Betreiber des Etablissements in der Burggasse, ob er es ihnen zur Verfügung stellen würde. „Er hat auch gleich zugestimmt“, erzählt sie. Und durch ihre langjährige Arbeit als Gesellschaftsreporterin für die Nön hat sie auch Kontakte in die Kulturszene und fragte bei Künstlern an. „Die waren auch gleich dabei.“Zugesagt haben bisher unter anderem Alicia Edelweiss, Clara Luzia, Ankathie Koi, Doris Knecht, Franzobel und Maxi Blaha.
Sie sollen in der Peepshow den Platz einnehmen, wo sonst Frauen ihre Körper zur Schau stellen, auf einem Drehpodest in einem kleinen Raum. Das Publikum soll dort stehen, wo sonst Männer die Darbietung beobachten. „Gemütlich ist es nicht“, sagt Randolf. „Es sind Kabinen. Man muss sich bewusst sein, was dort sonst passiert.“Aber so können die Gäste quasi in Wohnzimmeratmosphäre den Künstlern zuhören – jeweils einer soll zwischen 18 und 22.30 Uhr spielen. Und weil die Kabinen nach oben offen sind, kann man mit den Künstlern interagieren, etwa durch Applaus.
Und all das sei nicht nur eine JuxPartie, sagt Randolf. „Wir empfehlen,
Peepshow-Preise zu bezahlen“, meint sie. Soll heißen, dass pro Minute in der Kabine ein Euro fällig wird. Für die Künstler, die derzeit kaum Verdienstmöglichkeiten haben, wären das dringend benötigte Einnahmen. Und auch Prostituierte sollen davon profitieren – ein Teil der Einnahmen wird an die Vereine Sophie bzw. LEFÖ/TAMPEP gespendet, die sich um die Unterstützung von Sexarbeitern kümmern.
Eine Art Kultur-Laufhaus soll es sein, so stellen es sich die Initiatoren vor: Ein Auftritt dauert 15 Minuten, danach wird das Publikum getauscht. Coronakonform, natürlich. Es gibt getrennte Ein- und Ausgänge, die Kabinen werden desinfiziert. Und beim Betreten des Lokals muss ein Mundschutz getragen werden.
Warten auf das Ministerium
Allein, noch fehlt für das Projekt etwas Entscheidendes: Eine Genehmigung. Denn zumindest bis 30. Juni herrscht noch ein Betretungsverbot für Prostitutionsbetriebe, unabhängig davon, ob tatsächlich Prostitution darin betrieben wird oder Kultur. „Darum brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsministeriums.“Angefragt hat man bereits, nun wartet man auf eine Antwort. Sollte die positiv ausfallen, könnte man sofort loslegen. Und so lange spielen, bis der reguläre Betrieb der Peepshow wieder beginnt. Eines sei bei der Aktion aber klar: Es gehe um Kultur, um Auftritte von Künstlern, so Randolf. „Wirklich schlüpfrig ist daran nichts.“