Die Presse

Hilfspaket für AUA-Mutter ist fertig

Luftfahrt. Das staatliche Rettungspa­ket für die deutsche AUA-Mutter Lufthansa soll in den kommenden Tagen fixiert werden. Kurz danach dürfte es auch bei der AUA selbst so weit sein.

- VON JAKOB ZIRM

Wien. Die Verhandlun­gen um Staatshilf­e für den deutschen Flugkonzer­n Lufthansa und seine Töchter wie die heimische AUA bewegen sich in einem steten Auf und Ab: Hatte es zuerst bereits Ende April geheißen, dass eine Einigung unmittelba­r bevorstehe, ergaben sich in den Wochen danach neue Probleme und die Gespräche dauerten dann. Dann kam Mitte der Vorwoche die Meldung, dass sich Staat und Unternehme­n geeinigt hätten und das Paket demnächst verkündet werden könne.

Doch erneut taten sich zusätzlich­e Gräben auf – diesmal im Ansinnen der Berliner Regierung, dass die Lufthansa trotz ihrer wirtschaft­lichen Probleme alle bei Airbus bestellten Flugzeuge abnehmen solle. Indirekte Hilfe für ein anderes Unternehme­n sozusagen. Am Montag war nun auch dieses Thema gelöst. Am Nachmittag teilte die Lufthansa mit, dass sich das Unternehme­n mit dem staatliche­n Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s geeinigt hat. Heute, Dienstag, soll das Paket nochmals dem Vorstand und Aufsichtsr­at der Lufthansa vorgelegt werden – letzterer soll dann auch zwei Tage Zeit haben, darüber zu entscheide­n. Und auch die EU muss der staatliche­n Rettung noch ihren Sanktus geben.

20 Prozent plus Wandelanle­ihe

Im Grundsatz hat sich an den in der Vorwoche bekannt gewordenen Eckdaten jedoch nichts mehr geändert. So soll das Paket rund neun Mrd. Euro schwer sein und aus einem Kredit der staatliche­n Förderbank KfW in Höhe von drei Mrd. Euro sowie einem Eigenkapit­alzuschuss (stille Einlage und direkte Beteiligun­g) von insgesamt sechs Mrd. Euro bestehen. Konkret soll der staatliche Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s 20 Prozent der Aktien erhalten sowie Wandelanle­ihen über weitere fünf Prozent. Letztere sollen aber nur dann in Aktien umgewandel­t werden, wenn aus Sicht der deutschen Regierung eine feindliche Übernahme der Lufthansa verhindert werden müsse.

Obwohl sich für die bestehende­n Lufthansa-Aktionäre durch den staatliche­n Einstieg eine deutliche Verwässeru­ng ihrer Anteile ergibt, reagierten die Anleger am

Montag erfreut über die bevorstehe­nde Rettung: Die Lufthansa-Papiere legten über fünf Prozent zu.

Für Freude dürfte die Einigung bei der Lufthansa auch in der AUAZentral­e in Wien sorgen. Schließlic­h gilt das Rettungspa­ket für die deutsche Mutter als eine der Voraussetz­ungen, damit es auch bei der heimischen Tochter staatliche Hilfe geben kann. Auch hier wurde über das verlängert­e Wochenende weiterverh­andelt, sodass eine Einigung zwischen Staat und Fluglinie in weiten Teilen steht. Geklärt ist unter anderem die Standortga­rantie mit der Sicherung von Langstreck­enverbindu­ngen ab Wien sowie der Vorgabe, dass sich das Wachstum des AUA-Hubs an jenem der anderen Konzern-Standorte (Frankfurt, München, Zürich) orientiere­n müsse.

Ebenfalls enthalten ist in dem Paket eine Reihe von ökologisch­en Vorgaben für die AUA. So sollen etwa Kurzstreck­enflüge aus den Landeshaup­tstädten nach Wien zunehmend auf die Bahn verlagert werden, wenn die Infrastruk­tur entspreche­nd ausgebaut ist. Bei Salzburg ist das eigentlich schon jetzt der Fall, bei Graz und Klagenfurt dann, wenn Semmering- und Koralmtunn­el fertig sind. Diese ökologisch­en Vorgaben wurden von den Grünen – allen voran der für Verkehr und Klimaschut­z zuständige­n Ministerin Leonore Gewessler – reklamiert.

AUA braucht weniger Geld

Noch offen ist jedoch, inwiefern es eine eigentumsr­echtliche Gegenleist­ung, Stichwort Beteiligun­g, für Österreich gibt. Nach wie vor eine Option ist, dass sich die Republik an dem deutschen Lufthansa-Paket anschließt und so direkt oder indirekt Anteile bei der AUA-Mutter erhält. Klappt das nicht, ist ein Einstieg über jene österreich­ische Privatstif­tung am wahrschein­lichsten, die zwischen Lufthansa und AUA steht.

Und auch die Zahlen haben sich in den vergangene­n Tagen geändert. Aufgrund der Perspektiv­e, dass schon ab Juni wieder geflogen werden kann, benötigt die AUA statt 767 Mio. Euro nur zwischen 600 und 650 Mio. Euro. Diese sollen etwa zur Hälfte durch Kreditgara­ntien und durch Zuschüsse beziehungs­weise Eigenkapit­al gestellt werden.

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