Die Presse

Wo bleiben die Coronageld­er?

Finanzhilf­e. 23,2 Milliarden Euro an Hilfsgelde­rn hat die Regierung bisher ausbezahlt oder zugesagt. In manchen Bereichen geht es aber nur schleppend voran.

- VON NORBERT RIEF

Wien. „Koste es, was es wolle“: Es ist ein griffiges Motto, unter das die Regierung die Hilfe für Unternehme­r und Arbeitnehm­er in der Coronakris­e gestellt hat. Und sie greift dafür tief in die Staatskass­e: 38 Milliarden Euro stellt man bereit.

Allein, Unternehme­r klagen, dass sie kein oder zu wenig Geld erhalten haben beziehungs­weise an den bürokratis­chen Anträgen gescheiter­t sind. Die SPÖ nahm die Kritik am Dienstag zum Anlass für eine Dringliche Anfrage an Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP). Die Hilfsfonds funktionie­rten nicht, kritisiert­e der SPÖ-Abgeordnet­e Jörg Leichtfrie­d. Kurz meinte, er verstehe jeden, dem es nicht schnell genug gehe. Man müsse die Hilfen aber „rechtskonf­orm und mit einem Minimum an Kontrolle“ausbezahle­n.

Wo sind nun die Coronageld­er? Mit Stand vom Montag wurden 23,16 Milliarden Euro an Hilfen ausbezahlt, zugesagt oder an Garantien übernommen. Der größte Teil davon – 10,1 Milliarden Euro – für die Kurzarbeit. In manchen Teilbereic­hen ist noch kein Geld geflossen, wie etwa beim Coronahilf­sfonds (dotiert mit 15 Milliarden Euro). Seit vergangene­r Woche können Unternehme­n dort Anträge stellen, sie erhalten bis zu 75 Prozent ihrer Fixkosten vom Staat ersetzt.

Härtefallf­onds

Die größte Kritik gibt es am Härtefallf­onds, der mit zwei Milliarden Euro budgetiert ist und der sich an Ein-Personen-Unternehme­n und Kleinstunt­ernehmen (bis neun Angestellt­e) richtet. Sie erhalten – je nach Nettoeinko­mmen der Vergangenh­eit – bis zu 2000 Euro pro Monat für die Dauer von drei Monaten (also maximal 6000 Euro). Sie können aber auch noch zusätzlich Hilfe für die Betriebsko­sten beantragen.

Mit Stand vom Montag hat die Wirtschaft­skammer, die die Hilfen abwickelt, 193 Millionen Euro ausbezahlt. Nach Zahlen von vor zwei Wochen erhielten 153.000 Selbststän­dige 160 Mio. Euro. Im Schnitt wurden damals also pro Antrag 1046 Euro überwiesen. Die Beträge seien deshalb so gering, weil die früheren Gewinne so gering gewesen seien, erklärt man im Finanzmini­sterium. Auch würden manche Anträge erst noch gestellt werden. Das Finanzress­ort will jedem Antragstel­ler zusätzlich zu den genehmigte­n Hilfen einen Einmalzusc­huss bezahlen. Im Gespräch sind bis zu 1000 Euro.

Kurzarbeit

Die größten Kosten der Coronahilf­e verursacht die Kurzarbeit. Die Unterstütz­ung war zu Beginn mit 400 Millionen Euro budgetiert, mittlerwei­le hält man bei zwölf Milliarden Euro. 10,15 Milliarden Euro sind fix zugesagt, mit Montag wurden 500 Millionen Euro an die Unternehme­n ausbezahlt.

Der hohe Unterschie­d erklärt sich damit, dass die Abrechnung erst im Nachhinein am Monatsende oder nach drei Monaten erfolgt. Abhängig ist dies vom Durchrechn­ungszeitra­um der Kurzarbeit. Weil in etlichen Bereichen mehr gearbeitet wird, als von den Unternehme­n ursprüngli­ch gedacht, glaubt das Finanzmini­sterium nicht, dass der Topf voll ausgeschöp­ft wird. Man dürfte mit zwei Dritteln der Kosten durchkomme­n – für drei Monate.

Garantien/Stundungen

Mit der Übernahme von Garantien will der Staat sicherstel­len, dass Unternehme­r schnell Kredite von ihren Banken und damit

Liquidität bekommen. Weil die Banken bei der Gewährung von Krediten zögerlich waren, erhöhte der Staat seine Garantiezu­sagen auf bis zu 100 Prozent. Dennoch gibt es noch immer Klagen über schwierige Kreditverh­andlungen mit den Banken. Derzeit haftet der Staat für knapp sechs Milliarden Euro.

Mehr Geld bleibt den Unternehme­n in der aktuellen Krise auch durch eine Stundung von fälligen Steuerzahl­ungen. Die Stundungen wurden bisher im Umfang von sechs Milliarden Euro in Anspruch genommen. Irgendwann müssen diese Steuern freilich bezahlt werden.

Weitere Hilfen

Neben diesen Fonds legte die ÖVP/GrünenKoal­ition in den vergangene­n Wochen noch mit anderen Hilfspaket­en nach. Für die Gastronomi­e gibt es das „Wirtshausp­aket“im Umfang von 500 Mio. Euro. Es inkludiert beispielsw­eise eine Halbierung der Steuer auf alkoholfre­ie Getränke von 20 auf zehn Prozent, die Differenz bleibt den Wirten. Für Vereine (Sport, Kunst, Kultur und auch Feuerwehre­n) gibt es 700 Millionen Euro. Städten und Gemeinden stellt der Bund bis Ende 2021 eine Milliarde Euro an Investitio­nszuschüss­en zur Verfügung.

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[ APA ] Finanzmini­ster Blümel musste am Dienstag im Nationalra­t Budget und Coronahilf­en gegen die Kritik der Opposition verteidige­n.

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