Die Presse

Österreich­s neue Außenpolit­ik

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Karin Kneissls. In Moskau wie in Peking sind die Wirtschaft­sinteresse­n die treibende Kraft in den Beziehunge­n. So ungetrübt wie zu Russland ist auch das Verhältnis zu China. Davon zeugt die Reise mit Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen vor zwei Jahren mit der größten Wirtschaft­sdelegatio­n in der Geschichte der Republik im Schlepptau. Insbesonde­re die Seidenstra­ßen-Initiative stand dabei im Zentrum, Pekings geostrateg­ischer Masterplan.

Mit Kritik hält sich Wien betont zurück. Außenminis­ter Schallenbe­rg machte bei seiner US-Visite im Februar indessen zwei Parameter klar: das Bekenntnis zum Multilater­alismus wie zur westlichen Wertegemei­nschaft. Österreich bringt sich dabei verstärkt als Drehscheib­e für Dialog ins Spiel: gegenüber Iran (nach dem Wiener Atomdeal), im Syrien-Konflikt und nicht zuletzt zwischen Trump und Putin.

Westbalkan

Der Trip von Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg und Europamini­sterin Karoline Edtstadler nach Albanien, Serbien und in den Kosovo bekräftigt die Fürspreche­rrolle Wiens für einen EU-Beitritt der Westbalkan­länder (zunächst gegen den Widerstand Frankreich­s). Die Expertise Wiens spielt seit den Balkan-Kriegen der 1990erJahr­e eine Rolle, als Alois Mock als Außenminis­ter an der Seite Deutschlan­ds klar Partei für Slowenien und Kroatien ergriff. Seit den 2000er-Jahren sieht sich Österreich als Interessen­vertreter für eine Region, die zum Teil eine K.u.k.-Vergangenh­eit hat.

Ungarn & Visegrad´

Im Jänner war Sebastian Kurz beim turnusmäßi­gen Visegrad-´Treffen in Prag zu Gast, wo er sich als „Brückenbau­er“zwischen Tschechien, Ungarn, Slowakei und Polen auf der einen und der EU auf der anderen Seite ins Spiel brachte. Innerhalb der EU sprach sich Österreich gegen eine Verurteilu­ng der Orban-´Regierung aus, und innerhalb der christdemo­kratischen Parteienfa­milie schiebt die Kurz-ÖVP den Ausschluss der Orban-´Partei Fidesz auf die lange Bank.

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