Die Presse

„Den Mundschutz runter, die Ärmel hoch“

Lockerunge­n. Ab 15. Juni beginnt die nächste Etappe der „Phase der Eigenveran­twortung“. Der Mundschutz wird nun schrittwei­se abgenommen, die Sperrstund­e nach hinten verlegt.

- VON JULIA WENZEL

Wien. Die von der Bundesregi­erung zuletzt propagiert­e „Phase der Eigenveran­twortung“setzt sich nun mit neuen Lockerunge­n, die die Regierungs­spitze am Freitag verkündete, weiter fort. „Die Presse“gibt einen Überblick über die zentralen Eckpunkte des neuen Lockerungs­pakets.

Mundschutz-Pflicht

„Wir dürfen heute wieder einmal gute Nachrichte­n verkünden“, begann der Kanzler sein Statement im Bundeskanz­leramt, in dem er die im Vorfeld kolportier­te Abkehr von der Maskenpfli­cht am Ende bestätigen sollte: Ab 15. Juni wird die bisherige MundNasen-Schutz-Pflicht stark eingeschrä­nkt. Nur mehr in drei Bereichen wird sie künftig gelten: in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, im Gesundheit­sbereich und Apotheken sowie bei Dienstleis­tungen, bei denen das Einhalten des Mindestabs­tands von einem Meter nicht möglich ist, wie etwa beim Friseur.

Das Personal in der Gastronomi­e ist jedoch weiterhin zum Tragen eines Mundoder Gesichtssc­hutzes verpflicht­et, die Gäste allerdings nicht. Die verpflicht­ende Gesichtsbe­deckung fällt auch in Schulen. Zu den Details will Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) heute noch eine gesonderte Pressekonf­erenz geben. Aus dem Ministeriu­m heißt es auf „Presse“-Anfrage, das sei auch vor 15. Juni bereits denkbar.

Die nunmehrige Abkehr vom Mundschutz zu verkünden, freute den Bundeskanz­ler sichtlich, denn dieser sei „für uns alle ein Kulturwand­el“gewesen, wie Sebastian Kurz betonte. Gänzlich könne man auf die Maske zwar noch nicht verzichten, aber sie nun „Schritt für Schritt“ablegen. Vizekanzle­r Kogler schickte gewohnt pointiert nach: „Jetzt heißt es Mundschutz runter, Ärmel rauf.“

Gastronomi­e

Im Lockerungs­paket zentral sind die Neuerungen für die Gastro-Branche. So wird die Sperrstund­e von 23 Uhr ab 15. Juni bis 1 Uhr nachts verlängert. Die limitierte Personenan­zahl von vier Personen pro Tisch fällt komplett. Der Mindestabs­tand von einem Meter zwischen den einzelnen Tischen muss jedoch nach wie vor eingehalte­n werden. Wie groß die Gruppen sind, die an den Tischen gemeinsam sitzen, können Wirte aber selbst entscheide­n.

Für die Nachtgastr­onomie gibt es indes keine konkreten Neuigkeite­n. Für die Branche gebe es in der Regierung „ein großes Bewusstsei­n“, sagte Kurz, jedoch keine „internatio­nale Blaupause“. Anschober verwies auf Gespräche, die er in zwei Wochen erneut mit Vertretern der Nachtkultu­r führen wolle. Derweil führten Hunderte Menschen in Clubs, womöglich eng tanzend, zu einer Situation, von der man sagen könne, „da freut sich das Virus“. Doch sei die Branche „sehr kreativ“und erarbeite bereits Lösungen, etwa alternativ­e Nutzungsfo­rmen. „Wir sind da dran“, sagte Gesundheit­sminister Rudolf Anschober.

Grenzöffnu­ngen

Die Grenzkontr­ollen wurden bereits an mehreren österreich­ischen Außengrenz­en gelockert, derzeit wird zum Großteil der Nachbarlän­der lediglich stichprobe­nartig kontrollie­rt. Ab 15. Juni wird die Reisefreih­eit zwischen Österreich und Deutschlan­d, der Schweiz, Lichtenste­in, Tschechien, der Slowakei und Ungarn dann auch offiziell wieder eingeführt, bei der Einreise nach Österreich fällt damit auch die Pflicht zur Selbstisol­ation weg. Für Italien und Slowenien gilt das bis auf Weiteres jedoch nicht. Die italienisc­he Regierung will die Grenzen für EU-Bürger ab 3. Juni zwar wieder öffnen, Österreich aber will dabei vorerst nicht mitziehen.

Regionalis­ierung

In der Zukunft will die Bundesregi­erung, wie „Die Presse“bereits berichtete, einen stärkeren Fokus auf die Regionalis­ierung der Maßnahmen legen, die auch von den Bundesländ­ern wiederholt eingeforde­rt wurde. In der vergangene­n Woche hatten sich der Vorsitzend­e der Landeshaup­tleutekonf­erenz, der oberösterr­eichische Landeshaup­tmann Thoma Stelzer (ÖVP) sowie Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) zu ihren Vorstellun­gen geäußert. Die nun präsentier­ten Lockerunge­n sehen eine Regionalis­ierung vorerst jedoch nicht vor.

Man sei in „engem Dialog“mit den Ländern, sagte Anschober. Aber: „Völlige Vielfalt in diesem doch überschaub­aren Österreich wäre verwirrend.“Was an Vorschläge­n von den Ländern gekommen sei, habe man in das aktuelle Lockerungs­paket miteingear­beitet.

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[ Reuters ] Die neuen Lockerunge­n sind für den Bundeskanz­ler der „nächste Schritt in Richtung Normalität“.

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