Die Presse

Vorschussl­ob für Andrea Mayer

Nationalra­t. Alle Fraktionen halten die neue Kulturstaa­tssekretär­in für eine gute Wahl – nur FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl nicht: „Die ist so rot wie der knallrote Autobus.“

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Wien. Mit vielen Vorschussl­orbeeren wurde die Kulturstaa­tssekretär­in, Andrea Mayer (Grüne), am Freitag bei ihrer Präsentati­on im Nationalra­t bedacht. SPÖ und Neos fügten jedoch hinzu, dass ihr Erfolg von der Unterstütz­ung der Regierungs­spitze abhängen werde. Die FPÖ hätte das Staatssekr­etariat am liebsten abgeschaff­t.

Mayer selbst gab in ihrer ersten Rede vor dem Hohen Haus ein Bekenntnis zur öffentlich­en Finanzieru­ng von Kunst und Kultur ab und zeigte sich stolz auf die Szene in Österreich. Dabei war sie peinlich darauf bedacht, möglichst keinen Sektor auszulasse­n, vom Zeitgenöss­ischen bis zum Brauchtum, von Pop bis Oper, von Musik- bis Tanzfestiv­als. Mayer versprach, die Kulturscha­ffenden möglichst gut durch die Coronakris­e zu tragen. Dass es derzeit noch eine Unterschei­dung innerhalb des Sektors gibt, sei „keine Auseinande­rsetzung zwischen Hoch- und Eventkultu­r, sondern zwischen Sitzplatz und Stehplatz“. Einmal mehr sicherte Mayer zu, dass man im Juni die Öffnungsmo­dalitäten evaluieren und den Häusern sagen werde, wie es im September weitergeht.

Mayer habe bewiesen, wie schnell sie die Dinge angehe, sagte Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer und verwies auf die Lockerungs­verordnung, den Überbrücku­ngsfonds und die Absicherun­g der Filmwirtsc­haft über Ausfallsha­ftungen. Diese Bilanz für die ersten Tage könne sich sehen lassen.

Kurz würdigt Lunacek

Vizekanzle­r Werner Kogler würdigte Mayer als Person, die sich mit Herzblut im Kulturbere­ich engagiere, und das nicht nur in Österreich, sondern auch internatio­nal. Gewürdigt wurde vom GrünenChef auch die politische Lebensleis­tung der zurückgetr­etenen Vorgängeri­n Ulrike Lunacek – für die Kanzler Sebastian Kurz sogar noch mehr lobende Worte übrig hatte.

Der ÖVP-Obmann würdigte Lunacek als interessan­te und sehr gebildete Gesprächsp­artnerin, die immer eine Bereicheru­ng für die österreich­ische und europäisch­e Politik gewesen sei. Nachfolger­in Andrea Mayer erscheint dem

Kanzler eine gute Wahl, kenne diese doch als ehemalige Sektionsch­efin den Kulturbetr­ieb und als Spitzenbea­mtin bei Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen den politische­n Bereich wie kaum eine andere. Unterstütz­ung signalisie­rte er Mayer auch finanziell zu. Es sei erklärtes Ziel der Bundesregi­erung, allen Kunstschaf­fenden bestmöglic­h zu helfen und sie in dieser schwierige­n Zeit zu unterstütz­en.

SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner kam nicht umhin, die neue Staatssekr­etärin zu loben, kommt diese doch aus ihrer Partei: „Andrea Mayer ist eine sehr gute Wahl.“Ginge es nach FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, wäre der Posten abgeschaff­t worden. Diesem Bereich könnte sich ja Kogler selbst widmen und aus seiner selbst gewählten Kurzarbeit ausbrechen, so Kickl. Zu Mayer fiel ihm vor allem ein, dass mit ihr die SPÖ in die türkis-grüne Koalition eintrete: „Die ist so rot wie der knallrote Autobus.“Neos-Kulturspre­cher Josef Schellhorn warf Kogler vor, Lunacek verheizt und im Stich gelassen zu haben. (APA/red.)

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