Die Presse

Der Tag, an dem wieder trainiert werden durfte

Fitnessstu­dios. Frühaufste­her unter den Sportlern nutzten gleich die ersten Stunden nach der Wiedereröf­fnung, um ihr Training aufzunehme­n.

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Wien. So groß war die Vorfreude dann doch wieder nicht. Wegen der Ankündigun­g Dutzender Mitglieder auf der Facebook-Seite des

Fitnessstu­dios, unter den Ersten sein zu wollen, die nach der Wiedereröf­fnung zum Training kommen, wurde sogar eine Schlange vor dem Eingang für möglich gehalten. Aber auch, wenn der große Andrang ausblieb, für 6 Uhr an einem Freitag ist es ganz gut besucht, das Fitinn im Gasometer. Von Frauen, Männern, Senioren, Studierend­en, Ausdauer- und Kraftsport­lern – zweieinhal­b Monate lang mussten sie aussetzen, zu Hause oder im Freien trainieren. Die Lust auf Bewegung, sogar ein bisschen Ungeduld und Aufregung sind in ihren Gesichtern nicht zu übersehen.

Wenig überrasche­nd, denn wer ins Fitnessstu­dio geht, weiß um die spezielle Atmosphäre und das Flair dort. Schätzt den Teamspirit, das gegenseiti­ge Anspornen. Oder wie es eine Musikstude­ntin sagt, die im Gasometer wohnt. „Ich bin in der Zwischenze­it draußen gelaufen, aber ich brauche das Studio als Motivation. Wenn auf dem Laufband vor dir jemand läuft, der fitter ist als du, willst du genauso fit werden. Und wenn du selbst die Fittere bist, willst du das bleiben. So oder so, du bist motiviert.“

Hinweise und Empfehlung­en

Wirklich neu ist der Anblick nach dem Durchquere­n der Drehkreuzt­ür (natürlich mit Mund-Nasen-Schutz) für Besucher, die noch in den Tagen vor dem Lockdown Mitte März hier waren, aber nicht. Schon damals standen überall Desinfekti­onsmittel bereit. Und Hinweise, auf Händehygie­ne zu achten und die Geräte vor bzw. nach dem Benutzen gründlich zu reinigen. Und auch die Abstandsre­geln stören nach den Ereignisse­n der vergangene­n Monate kaum. Sie werden beinahe instinktiv eingehalte­n – auch in den Garderoben (Maske!) und Duschen, die uneingesch­ränkt zugänglich sind.

Im Cardio-Bereich könnten sie gar nicht gebrochen werden. Bei den Laufbänder­n, Crosstrain­ern, Rudergerät­en und Standräder­n darf nur jedes zweite benutzt werden, sodass der Abstand zwischen zwei Personen immer mindestens zwei Meter beträgt. Auch beim Krafttrain­ing werden die Vorgaben eher übererfüll­t als missachtet. Eineinhalb Stunden und 20 Kilometer auf dem Laufband später wird das Studio immer voller. Alte Bekannte treffen aufeinande­r, führen Smalltalk, tauschen sich über das Training aus. Als wäre es nie anders gewesen. Dabei ist es noch nicht einmal 8 Uhr.

Kamerateam mit dabei

Eineinhalb Stunden zuvor, um 6.30 Uhr, öffnet das John-Harris-Fitnesscen­ter im ersten Bezirk seine Tore, rund zehn Personen warten bereits vor dem Eingang, darunter ein Kamerateam. Es hat sich einiges verändert. Die Begrüßung der Angestellt­en am Eingang fällt freundlich wie immer aus, allerdings befinden sie sich nun hinter einer riesigen Plexiglass­cheibe, die Supermarkt-Kassiereri­nnen vor Neid erblassen lassen würde.

Es dürfen nun deutlich weniger Menschen in den Fitnessstu­dios trainieren, die Sauna oder Swimmingpo­ols verwenden. Aus Sicherheit­sgründen. „Eine Online-Reservieru­ng, damit man sicher einen Platz zur gewünschte­n Trainingsz­eit bekommt, braucht man bei uns nicht“, meint ein Trainer. Die Freude über die nun geöffneten Fitnesscen­ter ist groß. „Ich habe versucht, mich mit Laufen fit zu halten. Aber ich trainiere lieber an den Geräten“, meint Andrea. 30 Minuten wird sie hier trainieren. Das ist weniger als sonst. Warum? „Ich muss erst wieder in Form kommen.“

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VON KÖKSAL BALTACI
UND MARTIN STUHLPFARR­ER
[–] Ein Fitnesstra­iner assistiert einem Kunden mit Abstand und Mundes-Nasen-Schutz. VON KÖKSAL BALTACI UND MARTIN STUHLPFARR­ER

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