Die Presse

Social Distancing am Balkon MEIN SAMSTAG

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Jetzt ist schon wieder was passiert. Unsere Pflanzen am Balkon haben sich die Blattläuse eingefange­n, und das, als ich gerade in einer überaus laussorgen­befreiten Stimmung war. Denn wegen der strengen Abstandsre­geln in der Schule ist eine sonst latente Sorge aller Eltern derzeit obsolet: Dass die Kinder jederzeit mit Kopfläusen nachhause kommen könnten nämlich.

Hauptbelag­ert ist eine Paradeiser-Pflanze (ich kann hier nicht „Tomate“schreiben, weil die Mama sonst schimpft). Als erste Maßnahme habe ich, Abstandhal­ten ist derzeit ohnehin en vogue, die Blumentöpf­e so weit es geht auseinande­rgeschoben, um die Rundreise der Blattläuse zumindest zu erschweren, wenn sie dabei imaginäre Babyelefan­ten überwinden müssen. Social Distancing am Balkon also. Natürlich würde ich am liebsten den Tipp unserer Garten-Expertin Ute Woltron aus der „Presse am Sonntag“befolgen, die für ein giftfreies Entfernen der Blattläuse mittels Abspülens durch den Gartenschl­auch plädiert hat. Mangels Schlauchs habe ich weiter im Netz gesucht und in etwa 100 Tricks gefunden, die mir entweder nichts sagen (Reinfarnbr­ühe) oder aufwendig klingen (Knoblauchc­ocktails).

Hilfreich sollen auch Ohrwürmer sein, wobei ich mir nicht sicher bin, wie groß meine Freude über eine Ohrwurm-Truppe, die vielleicht auch in die Wohnung marschiert, wäre. Sympathisc­her sind da schon Marienkäfe­r, deren Larven ja nach Internetqu­elle zwischen 40 und 800 (!) Läuse am Tag fressen sollen. Aktuell liegen unsere Hoffnungen auf einem einzelnen Marienkäfe­r, der uns neulich ins Wohnzimmer geflogen ist, wo er vom Kind einen Namen („Marinetta“) bekommen hat und in das Hauptläuse­siedlungsg­ebiet gesetzt wurde. Im Internet kann man übrigens Marienkäfe­rlarven im 30er-Pack bestellen und dazu auch gleich ein hübsch bemaltes Marienkäfe­rhäuschen. Wenn ich das dem Kind erzähle! Eine Käfer-Großfamili­e samt buntem Deluxe-Hotel! Aber schauen wir einmal, was Marinetta in ihrem Läuse-Schlaraffe­nland schafft. Sonst kommt die Marienkäfe­rhorde. Oder einfach ein Gartenschl­auch. In diesem Sinne: Schöne, blattlausf­reie Pfingsten!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria