Die Presse

Privates Geld soll den Klimaschut­z vorantreib­en

Umwelt. Der Klimafonds will Unternehme­n und Gemeinden dabei helfen, grüne Projekte zu finanziere­n, indem er ihnen bestimmte Kosten abnimmt. Investiere­n sollen dann aber Private. Dafür stehen 1,1 Mio. Euro zur Verfügung.

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Wien. Damit Österreich seine Klimaziele erreichen kann, müssten jährlich 17 Mrd. Euro investiert werden. Der Staat allein kann diese Kosten aber nicht stemmen. Daher will die Regierung nun auch die Bürger dazu einladen, sich an der Klimawende zu beteiligen. „Die Entscheidu­ngen, die wir heute am Finanzmark­t treffen, sind das Wirtschaft­en von morgen“, sagt Umweltmini­sterin Leonore Gewessler von den Grünen.

Deshalb hat der Klima- und Energiefon­ds gemeinsam mit dem Umweltmini­sterium am Dienstag ein Förderprog­ramm lanciert, dass unter anderem Unternehme­n, Gemeinden und Städten bei der „grünen“Projektent­wicklung helfen soll und ihnen auch Nebenkoste­n auf dem Weg zum Finanzmark­t abnimmt. Denn oft scheitern klimafreun­dliche Projekte schon in der frühen Phase, sagt Klimafonds­Geschäftsf­ührer Ingmar Höbarth.

Um dem entgegenzu­wirken, unterstütz­t man die Interessen­ten beim Aufsetzen von entspreche­nden Businesspl­änen, die dann die Basis „für eine erfolgreic­he Finanzieru­ng“bilden können. Gefördert werden klimafreun­dliche Projekte mit jeweils 20.000 bis 60.000 Euro, je nach Höhe der Projektkos­ten. Letztere dürfen sich auf maximal 50 Mio. Euro belaufen.

„Ein lernendes Programm“

Welche Anträge den Zuschlag erhalten, wird von einer Fachjury bewertet und dann vom Präsidium des Klimafonds entschiede­n. Wer in der Jury sitzt, darüber wollte man keine Auskunft geben da sonst Einfluss auf Mitglieder genommen werden könne, wie es heißt.

Neben der Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung besteht der zweite wesentlich­e Teil des Pakets aus der finanziell­en Unterstütz­ung von Nebenkoste­n, die beim Gang auf den Kapitalmar­kt anfallen. Also etwa bei der Erstellung von Kapitalmar­ktprospekt­en oder bestimmten Zertifizie­rungen. Ziel ist es, dass sich die Projekte, über grüne Anleihen oder via Crowd finanziere­n. In Summe stehen für beide Teile des Programms 1,1 Millionen Euro zur Verfügung, Einreichun­gen sind zunächst bis Ende Februar des kommenden Jahres möglich. Das ganze sei ein Testballon, sagt Höbarth. „Wir bekennen uns zu einem lernenden Programm.“

Wie viel privates Kapital eingesamme­lt werden soll, wollte man am Dienstag auf Anfrage nicht beziffern. In erster Linie wolle man kleinere und mittelgroß­e Vorhaben unterstütz­en, „damit die Unternehme­n überhaupt zum Finanzmark­t kommen“, so Gewessler. Höbarth zeigte sich allerdings davon überzeugt, dass bei den Österreich­ern ausreichen­d Geld vorhanden sei, das investiert werden könne. Er verwies auf das heimische Finanzverm­ögen, dass sich auf mehrere hundert Milliarden Euro beläuft.

Michael Trcka, Finanzvors­tand der WEB Windenergi­e, die sich gewisserma­ßen als Pionier für grünen Finanzieru­ngen in Österreich betrachtet, räumte aber ein, dass „investiere­n, immer auch Vertrauen bedeutet und mit einem Risiko verbunden“sei. Weshalb Privatinve­storen mitunter nicht alles auf eine Karte setzen sollten.

Schon seit einigen Jahren setzt die internatio­nale Finanzindu­strie verstärkt auf nachhaltig­e Investment­s. Nicht zuletzt weil institutio­nnelle Investoren dafür sorgen müssen, dass das Vermögen ihrer Kunden auch in Zukunft nicht verloren geht. Für Privatanle­ger gibt es deshalb immer mehr Produkte in diesem Bereich – der allerdings nach wie vor eine Nische ist. (nst)

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